Die übliche Kommunikation im Zoom-Chat
Bei vielen Online-Veranstaltungen bei Zoom findet die Kommunikation nur über den Chat statt, vor allem, wenn es große Gruppen sind.
Dabei erlebe ich als Teilnehmerin vor allem drei Varianten.
Zusammenfassung
- Ich stelle hier die drei Varianten von Chat-Kommunikation vor, die ich oft erlebe.
- Dazu bringe ich natürlich auch konkrete alternative Tipps zu den einzelnen Varianten, wie man diese immerhin etwas verbessern könnte.
- Am Ende zeige ich dann einige grundsätzliche Alternativen, wie man die Kommunikation zwischen Trainern und Teilnehmenden und womöglich auch der Teilnehmenden untereinander qualitativ auf ein anderes Niveau bringen kann.
3 häufige Varianten der Kommunikation im Chat bei Online-Veranstaltungen
Variante A: Fragen werden am Ende beantwortet
Die Trainerin hält einen Vortrag mit oder ohne PowerPoint-Folien und bittet die Teilnehmenden, ihre Fragen in den Chat zu schreiben. Diese würde sie dann am Ende beantworten. Eine meinte noch, dass sie dann “Frage” davor schreiben sollen.
Ansonsten hält sie brav (oder stur) ihren Vortrag und liest zwischendurch nicht im Chat.
Mein Tipp dazu:
Die Bitte, dass die Teilnehmenden davor “Frage” schreiben, soll der Trainerin helfen, die Fragen am Ende schneller zu finden. Denn die Teilnehmenden schreiben ja auch lustig untereinander oder geben Kommentare ab.
Übersichtlicher wird es, wenn die Teilnehmenden ein ❓dickes rotes Fragezeichen vor ihre Frage packen. Das geht ja mit den Emojis im Zoom-Chat ganz einfach.
Dazu zeigst du am Anfang kurz wie das geht (am besten mit einem Screenshot) oder lässt das auch alle einmal üben und jeden ein ❓ in den Chat schreiben.
Das ist dann gleichzeitig eine Mini-Aktivierung für alle Teilnehmenden (siehe Punkt C).

Als Variante könnten die Teilnehmenden „Frage“ vorweg schreiben, diese aber in Fett und mit einer roten Hintergrundfarbe. Das fällt dann auch sofort auf.
Auch das solltest du den Teilnehmenden vorher zeigen, und so haben sie gleich noch eine neuen Zoom-Funktion kennengelernt, die kaum jemand kennt und nutzt.

Zusatz-Tipp
Da ich in meinen Seminaren und Workshops keine langen Vorträge halte, sondern nur kurze, kann ich danach direkt den Chat lesen.
Ansonsten empfehle ich, einfach öfter zwischendurch nach einen Sinn-Abschnitt eine Pause zu machen und dann in Ruhe im Chat zu schauen, ob da etwas Wichtiges ist, dass die Teilnehmenden sonst hindert, konzentriert weiter zuzuhören.
Denn das Umgekehrte ist auch absolut nervig. Ich habe auch schon Trainer erlebt, die ständig sich selbst mitten im Satz unterbrachen und auf irgendeine Bemerkung im Chat eingingen, die auch gar nicht wichtig war. Das erschwert die Konzentration der Teilnehmenden ungemein und ist auch nicht nötig.
Variante B: Fragen und Antworten zwischendurch
Die Trainerin fordert die Teilnehmenden auf, Antworten auf ihre Fragen in den Chat zu schreiben. Das startet oft mit der inflationären Aufforderung: “Schreib doch mal, wo du gerade bist”.
Ansonsten werden Fragen gestellt oder Aussagen gemacht und die Teilnehmenden sollen ein “Ja” oder “Nein” schreiben, ”Willst du auch Erfolg? Dann schreib mal ein „Ja“ in den Chat.”
Sehr beliebt ist inzwischen auch: “Schreib mal eine Zahl zwischen 1 und 10 in den Chat. Wie weit bist du schon mit…XY..?” “Wie wichtig ist für dich…YZ?” etc.
Mein Tipp zu diesen Mini-Varianten:
Selbst dies kleinen Mini-Abfragen und Überblicks-Fragen kannst du auf sehr einfache Art sehr viel anschaulicher und vor allem etwas abwechslungsreicher gestalten. Statt den Ort in den Chat zu schreiben, wo sie wohnen, können Teilnehmende einen Stempel auf einer Landkarte machen. Da haben alle einen viel anschaulicheren Überblick – und man sieht auch sofort, wo welche nah beieinander wohnen. Daraus können sich dann gleich Live-Treffen ergeben.


Statt Zahlen in den Chat zu schreiben, kannst du eine Skala zeigen von 1-10 und sie tragen sich dort mit einem Kreuz oder Stern oder Häkchen ein. Auch das ist netter, als 30 Chat-Jas oder Neins durchrasseln zu sehen.

Seltener erlebe ich in Online-Veranstaltungen, dass die Teilnehmenden zu richtigen Antworten ermutigt werden und diese von den Trainern auch gelesen und kommentiert werden.
Das ist das schon eine höhere Stufe und sicher etwas befriedigender als diese reine Abfragerei ohne jedes Darauf-Eingehen.
Aber durchaus auch noch ausbaufähig bzw. ergänzbar durch wirklich interaktive Methoden.
Natürlich ist es schwierig, wenn in einem Affentempo 30 oder 100 Leute was in den Chat schreiben, das alles in Windeseile zu lesen und darauf einzugehen. Aber manche Trainer greifen das trotzdem auf, und gehen zumindest auf einige ein, oft auch unter Namensnennung. ”Ach ja, Sabine schreibt auch, dass sie….”.
So fühlen sich zumindest einige etwas mehr mit einbezogen.
Variante C: Emoji- und Wort-Gewitter
Ganz extrem habe ich es aktuell in einem 3-Wochen-Programm erlebt. Da wurden wir ständig aufgefordert, ein Emoji in den Chat zu stellen, einen Herzchen-Regen zu produzieren…
Oder ein Wort in den Chat zu schreiben. “Schreib doch mal ‘Erfolg’ in den Chat, wenn du auch Erfolg willst” Und dann donnert 100 mal Erfolg durch den Chat.
Zuerst dachte ich: “Hä? Was soll denn der Scheiß? Sind wir im Kindergarten?”
Teilnehmeraktivierung auf niedrigem Niveau
Bis mir dann zwei Dinge in den Sinn kamen, wieso das doch durchaus eine Wirkung haben kann.
- Die Teilnehmenden bleiben aktiv, weil sie ständig schreiben und klicken müssen.
- Indem sie Dinge öffentlich hinschreiben, ja ich will Erfolg, oder was auch immer, geben sie sozusagen ein lautes Commitment ab. Etwas laut und deutlich und öffentlich schreiben hat ja immer ein bestärkende Wirkung. Mehr, als wenn ich es nur flüchtig vor mich hindenke.
Man könnte es natürlich auch Beschäftigungstherapie nennen, wenn man böse ist.
Weitergehende Alternativen
Persönlich bevorzuge ich andere Methoden, um meine Teilnehmenden wach und konzentriert zu halten. Nämlich echte Interaktion und den Einsatz von Seminar-Methoden, bei denen die Teilnehmenden auch sprechen, sich austauschen, mit mir und miteinander etwas erarbeiten usw. Auf dem Whiteboard, auf einer Folie, in Breakout-Rooms und auch mal im Chat.
Aber auch da kann man viel abwechslungsreichere Methoden einsetzen, wie du in diesem Beitrag nachlesen kannst. Chat kreativ nutzen.
Und in vielen weiteren Blogbeiträgen und auf meinem YouTube-Kanal.
Aber es gibt eben noch viel mehr Möglichkeiten als den Chat. Fast alle Methoden aus meinen früheren Präsenz-Seminaren habe ich auf Online-Seminare übertragen, da ist also viel mehr möglich, als den meisten bewusst ist.
Durch reines Zuhören lernen wir nun einmal am wenigsten, und je nach Lerntyp so gut wie gar nichts. Deshalb war ich in der Schule so schlecht, weil es dort nur klassischen Frontalunterricht gab.
Reine PowerPoint Vorträge sind aber nichts anderes.
Ergänzt werden die interaktiven Methoden noch durch regelmäßige Energizer, Spiele und Bewegung. Online ist das noch wichtiger, um die Konzentration der Teilnehmenden hochzuhalten.
Auch dazu habe ich im Blog schon einige Beispiele vorgestellt und auf meinem YouTube-Kanal findest du eine extra Playlist dazu mit wunderbaren Online-Energizern.

Noch eine Frage an dich
Ich bin mir nicht sicher, woran es liegt, dass viele nur den Chat zur Kommunikation nutzen und sonst keinerlei interaktive Methoden einsetzen.
- Trauen sie sich nicht, auch mal ein anderes Tool zu nutzen wie das Whiteboard oder eine Umfrage? Oder Teilnehmende einmal sprechen zu lassen?
- Oder ist ihnen gar nicht bewusst, dass es da noch andere Möglichkeiten gibt, wie man Online-Veranstaltungen viel interessanter und wirkungsvoller gestalten kann?
Wenn du dazu eine Idee oder Meinung hast, würde ich mich sehr über eine Antwort freuen.
Spannendes Thema! Und wahnsinnig wichtig, wenn man die Teilnehmerinnen nicht nur interessiert halten sondern auch in die Umsetzung bringen will.
Ich vermute mal, dass viele die ganzen anderen Möglichkeiten einfach nicht kennen. Ich bin selbst gerade dabei, mich in dieses Thema etwas einzuarbeiten. Und seither bemerke ich die Unterschiede natürlich noch viel mehr. Und mich persönlich würde es eher abschrecken, wenn ich sogar vorgeschrieben bekomme, was ich in den Chat schreiben soll – Erfolg, wenn ich Erfolg will. Wie kreativ…
Also was lerne ich daraus: Das will ich unbedingt besser machen.
Liebe Caro,
Danke für deine Ergänzung und Gedanken.
Interaktive Methoden sind online leider noch nicht sehr bekannt und werden von wenigen genutzt. Und sie dienen ja nicht nur dazu, die Teilnehmenden wach und interessiert zu halten, sondern dass sie wirklich etwas lernen, etwas erarbeiten – und wie du schreibst – dann auch umsetzen.
Nach einem reinen Vortrag setzt in der Regel niemand etwas um.
Und du kannst ja 95 % der Präsenz-Methoden auch online umsetzen. Warum also wieder in Frontalunterricht zurückfallen?
Daher toll, dass du es anders machen willst.
Ich habe die von dir vorgeschlagenen Methoden bereits eingesetzt. Ein Whiteboard oder eine Umfrage vorzubereiten, kostet allerdings Zeit und Mühe. Man muss das Tool auch vorher einmal mit einer zugeschalteten Person testen. Ich vermute, viele scheuen diesen Aufwand. Vielleicht haben manche auch schlicht Angst, dass es – wenn es drauf ankommt – nicht funktioniert.
Natürlich kostet eine Seminarvorbereitung Zeit :-). Mühe würde ich es nicht nennen.
Ob ich vor einem Präsenz-Seminar ein Flipchart male oder vor einem Online-Seminar ein Whiteboard vorbereite… da ist ja kein großer Unterschied.
Wobei du bei den meisten Methoden gar nicht viel auf dem Whiteboard vorbereiten musst. Vielleicht die Frage oben drüber auf einem Post it oder ein Mind Map vorbereiten mit den Hauptpunkten.
Da brauchen die Folien mehr Vorbereitungszeit.
Auf dem Whiteboard sollen ja vor allem die Teilnehmenden aktiv werden.
Und klar muss ich mich als Online-Trainerin da vorher einarbeiten und auch testen, wie es funktioniert. Das sind für mich Basics eines Trainer-Jobs.
Aber viele der Online-Veranstalter sind eben gar keine Trainer:innen und haben von daher gar nicht die Idee, dass es da solche Methoden gibt – und halten halt ihre Vorträge.