Ich sage es dir gleich, heute gibt es keine Methoden oder Tipps für Online-Seminare.
Aber womöglich eine grundlegende Anregung oder Inspiration, falls du dich drauf einlässt.
Vielleicht spürst du auch Widerstand, oder ein Prickeln, vielleicht eine kleine Erkenntnis oder Befreiung. Wer weiß…
Was meine ich mit Nichts-Tun?
Wörtlich würde es ja bedeuten, ich sitze oder liege nur rum und tue nichts. Zumindest nicht mit den Händen. Keine Haus- oder Gartenarbeit, kein Tippen auf der Tastatur.
Doch das Denken geht ja in der Regel fröhlich weiter und die damit verbundenen Gedanken und Gefühle. Ich kann hier sitzen und aufs Meer starren. Aber dann sitze und starre ich.
Was ich also in dem Zusammenhang meine: Ich plane nicht. Ich habe kein konkretes Ziel. Was ich mache, entsteht spontan und absichtslos.
Das war zumindest mein Plan für die erste Woche hier in der Türkei.
Was ich damit erreichen will
Ich habe den Eindruck, dass sich eine Veränderung anbahnt. Und anders als sonst will ich mich nun nicht mit einer Kreativitätstechnik oder sonst einer Methode hinsetzen und Ideen entwickeln und planen.
Nein, ich bin sozusagen noch in einer Phase davor.
Ich möchte einen Raum schaffen, in dem sich neue Dinge entwickeln können, in dem etwas entstehen kann, wovon ich noch nicht weiß, was es wird. Die ich eben nicht bewusst geplant habe.
Für mich das Allerschwerste
Wer mich kennt weiß, dass das für mich das Schwerste ist.
Ich plane viel und gerne, mit tausend Listen und Mind Maps. Ich habe Ziele und Visionen, auf die ich hinarbeite. Ich will immer etwas Sinnvolles tun. usw.
Diesen Mechanismus zu durchbrechen, stelle ich mir nicht so einfach vor.
Doch mein Körper hilft mir dabei. Ich bin offensichtlich sehr erschöpft, ständig müde und liege die halbe Zeit nur rum. In letzter Zeit hatte ich wenig Schlaf, diverse Zipperlein, dann Seminare Schlag auf Schlag ohne Pausen dazwischen.
Daher stand jetzt als erstes an: KEINE TERMINE; KEINE PLÄNE:
Das ist für mich der Inbegriff von Urlaub und Erholung. Keine Termine, keine Verpflichtungen, einfach schauen, was sich entwickelt.
Vor allem wahrnehmen: Was ist gerade? Was brauche ich gerade? Aber auch hier nichts analysieren und planen. Sondern von einem Moment auf den anderen schauen, spüren, spontanen Impulsen nachgeben. Absichtslos und ohne Erwartung.
Das ist das komplette Gegenteil von dem, was ich sonst im Alltag lebe. Außer sonntags, da versuche ich das auch schon mal zu Hause.

Wie sieht das konkret aus – Nichts tun?
Ich stelle mir keinen Wecker. Ich wache irgendwann auf, schaue, bin ich noch müde, dann dreh ich mich auf die andere Seite.
Oder ich stehe auf, schnappe meine Decken fürs Yoga und trotte zum Strand.
Dazu gehe ich ein Stück weiter weg von den kleinen Restaurants am Strand, wo es ganz leer und ruhig ist.
Nach dem Yoga schreibe ich ins Tagebuch, bemale Steine, sitze…
Dann gehe ich zum Frühstück.
Danach bin ich in der Regel wieder müde – und lege mich auf die Liege, die auf der Wiese vor meiner Tür steht. Ich döse oder lese, liege rum…
Dann kommt ein Impuls: Ich schaue mal, wie weit es mit der Eröffnung meines Lieblingscafes ist. Oder ich gehe was einkaufen. Oder drehe einfach ne kleine Runde und besuche diesen oder jenen, trinke einen Tee.
Oder inzwischen schnappe ich auch schon mal das Laptop und setze mich an den Tisch.
Ich mache von hier aus keine Seminare (da hier öfter der Strom ausfällt, riskiere ich das nicht, das machen meine Nerven nicht mit), aber ich gönne mir diverse Fortbildungen und aktuell die 14. Online-Technik- Challenge mit Frank Katzer.
Aber auch hier: kein Leistungsdruck. Ich schau mir die Aufgabe des Tages an, wenn ich Lust habe, mache ich sie, wenn nicht lasse ich es – oder wandele sie komplett ab.
Hier sollten wir per ChatGPT eine provokative Aussage zu unserem Business suchen (das hatte schon nicht wirklich funktioniert), diese dann mit Filztift handschriftlich auf ein Papier und davon ein Foto machen. Und dieses Foto dann wieder von der KI bearbeiten lassen – und eine Info-Grafik erstellen lassen.
Bei mir kam dann das Gegenteil heraus: Titel : “Von KI zurück in die Steinzeit” und bemalte einen Stein mit der (überhaupt nicht provokativen) These.
Das heißt, auch hier ließ ich das Spontane, Spielerische zu, probierte was aus und hatte Spaß.

Typisch Türkei
Noch eine kleine Episode, wie ich sie in meinem Heimatdorf nie erleben würde!
Ich gehe kurz am Strand entlang und entschließe mich spontan, eine kleine Runde durchs Dorf zu gehen. Über den Hühner-Kack-Weg (der inzwischen gepflastert ist und Hühner sind auch keine mehr zu sehen, alle hinter Zäunen verbannt) und komme an der Pension vorbei, wo ich vor Jahren als erstes gewohnt hatte, als ich Cirali neu entdeckt hatte.
Vor der Nachbarhütte sitzt eine Frau, die ich von Ansehen von früher kenne.
Begrüßung, Umarmung, setz dich, willst du einen türkischen Kaffee?
Ja, warum nicht. Bevor ich mich hinsetze, wirft sie schnell ihr Sitzkissen auf meinen Stuhl. So eine aufmerksame Geste.
Dann verschwindet sie nach drinnen, um den Kaffee zu machen. Das Telefon klingelt, es dauert nun etwas.
Derweil sitze ich nur da und schaue. Die blaue Bank, auf der die Farbe völlig abgeblättert ist. Die Blumen in den diversen Kübeln. Am Rand Mohnblumen, die sich sanft im Wind wiegen.
Hätte ich normalerweise diese wiegenden Mohnblumen wahrgenommen? Wahrscheinlich eher nicht.
Irgendwie bekommen wir so etwas wie eine Unterhaltung hin. Wie schön Cirali ist, wie besonders schön es im Mai hier ist. Schließlich frage ich sie auch nach ihrem Namen. Wir kennen uns bisher ja nur vom Sehen.
Ich kenne nur den Namen ihres Mannes, den ich aber schon Jahre nicht mehr gesehen habe und erst traue ich mich nicht, nach ihm zu fragen.
Weil ich Angst habe, dass er vielleicht in der Zwischenzeit gestorben ist.
Nein, er ist da im Zimmer!
Er ist vor vielen Jahren (bevor ich hierher kam) im Bad gestürzt und hat sich so schwer am Kopf verletzt, dass er halb oder mehr gelähmt ist, nicht sprechen kann, sich kaum bewegen kann.
Er saß früher immer vor der Tür und strahlte mich an, wenn ich vorbei kam und legte zur Begrüßung die Hand aufs Herz, was mich immer total rührte.
Ich habe keine Ahnung, ob und was er versteht, habe aber immer mit Freude wahrgenommen, dass ein gemeinsamer Bekannter fröhlich mit ihm redete. Der mir auch seine Geschichte erzählt hatte.
Als ich gehe, öffnet sich das Fenster und er schaut hinaus. Seine Frau spricht mit ihm, ich grüße ihn und winke.
Ich soll jederzeit wiederkommen und Tee oder Kaffe trinken, meint sie zum Abschied, und nennt mich Tatli, Süße :-).

Fortbildungen für mich
Unter anderem habe ich ja einen Malkurs gebucht (die KreaSphäre 2025), da will ich hier mal schauen, was ich davon machen kann. Habe Aquarellfarben, Stifte und Acrylstifte mit und jede Menge Material für Junk Journal, das ich hier gelagert habe (wie so vieles andere).
Nur mit der Verbindung klappt es nicht so ganz, ich kann das Video nicht anschauen, es stockt alle 3 Sekunden, also mache ich einfach mein eigenes Art Journal.
Und da tauchen dann tatsächlich auch Worte und Gedanken auf, die mit meinem aktuellen Thema zu tun haben: Wie soll es bei mir weiter gehen? Welche Veränderung steht vielleicht an?
Auch hier erstmal nur wahrnehmen, nicht gleich “ was draus machen” oder weiterplanen.
Einfach Sein
Man könnte meinen, diese Tage hier sind doch totlangweilig. Ich erlebe aber, dass es mir gut geht wie lange nicht. Dass ich richtig glücklich bin. Mich an den vielen Blumen freue und den netten kleinen Begebenheiten. An dem sanften Wind und der wärmenden Sonne auf der Haut. An dem Blick auf den Tahtali oder in die Palmen, wenn ich in der Hängematte liege.
Dass da gerade keine Stimme im Hintergrund ist, die meint, ich müsste noch dies und das tun. NEIN! Ich muss gerade mal gar nichts tun! Ich darf aber alles.

Was ist der Sinn des Nichts-Tuns?
Auf der körperlichen Ebene will ich mich erholen, entspannen, aus dem Aktiv-Modus rauskommen und den Motor runterfahren. Wieder gut und länger schlafen können, zu Kräften kommen.
Vor allem aber will ich mir Raum geben und auf die Spur kommen, was sich in meinem Inneren vielleicht Neues entwickelt.
Wie und wohin ich weiter gehen will.
Normalerweise mache ich das ja auch mit Planen und schreiben, mit Kreativitätstechniken und anderen Methoden.
Das mache ich vielleicht auch später noch.
Aber zuerst will ich mal etwas ganz anderes versuchen. Nämlich nichts planen, sondern sich entwickeln lassen, entstehen lassen.
Dazu braucht es einen Raum. Und Stille.
Einfach mal die Klappe halten, damit ich die innere Stimme höre, die innere Führung wahrnehmen kann. Denn ich weiß, dass es sie gibt.
Doch über all dem Gewusele und Tun kann ich sie nicht hören und wahrnehmen.
Das übe ich jetzt in diesen kleinen Dingen.
Inneren Impulsen folgen, ohne nachzudenken, ohne Für und Wider.
Meiner Intuition wieder Raum geben und mir die Gelegenheit geben zu lernen, wie wieder wahrzunehmen. Und den Mut entwickeln, ihr zu folgen.
Und bei diesen kleinen Alltagsdingen ist es ja völlig ungefährlich. Ob ich den Weg nun rechts oder links rum gehe, eine Kaffee-Einladung annehme oder nach Hause gehe.
Einfach sein!
Was für die meisten von uns wohl nicht so einfach ist.
Und so kann es auch passieren, dass ich nachts um 4 Uhr aufwache und hier seitenweise schreibe, obwohl ich nur das Thema notieren wollte :-).
Und bald macht hoffentlich mein buntes Lieblings Café wieder auf, die Vorbereitungen laufen schon.

Ein Video dazu
Im Rahmen der erwähnten Online-Technik-Challenge habe ich auch ein Video dazu gemacht.
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