Gibt es das noch und wodurch entsteht Zoom-Fatigue

 

Neulich bekam ich eine Anfrage für ein Interview zum Thema Zoom-Fatigue.

Ach, was war das denn noch mal?

  • Geht es dabei um die Müdigkeit der Teilnehmenden während der Online-Sessions, dass sie da also fröhlich vor sich hindämmern?
  • Oder geht es um eine grundsätzliche Übermüdung an Online-Seminaren und dem Trend, wieder hin zu Präsenz-Seminaren?

Wahrscheinlich bedingt sich das ja auch, denn warum sollte ich Online-Seminare besuchen, wenn ich mich zu Tode langweile und vor allem nichts dabei lerne?

In dem Interview werde ich wohl weniger danach gefragt, was man als Trainerin denn dagegen machen kann, sondern was die Ursachen sind. Aber auch das kann ich nicht trennen – und ich werde ganz gewiss das Gespräch darauf lenken, wie man diese Müdigkeit erst gar nicht aufkommen lässt.



Es liegt nicht am Online-Format, wenn Teilnehmende ermüden

Der Ausdruck Zoom-Fatigue unterstellt schon, dass die Ermüdung am Format liegt. “Online-Seminare sind ermüdend, Präsenz-Seminare nicht.”

Doch das ist Quatsch. Wenn ich an meine Schulzeit und mein Studium denke, wo es vor allem Frontalunterricht und öde abgelesene Vorlesungen gab, dann war das in keiner Weise weniger ermüdend.

Wenn ich in meinen früheren Präsenz-Zeiten in die Seminarräume von Kollegen schaute, sah ich auch da oft: Tische in U-Form, Leinwand, Beamer, PowerPoint-Vortrag. Da wurde ich schon beim Hinschauen müde.

 

 

Was führt zur Ermüdung bei Online-Teilnehmenden?

 

Als ich bei Google noch mal nachschaute, was denn diese Zoom-Fatigue bedeutet, wurden dort mehrere Aspekte genannt, die dazu führen.

Dabei fehlen aber gänzlich methodisch-didaktische Hinweise.

Dort wird nur aufgeführt, dass es für Teilnehmende schwieriger ist, sich zu konzentrieren und Informationen zu verarbeiten, dass oft technische Probleme hinzukommen etc.

Vorweg: 4 Stunden einem Online-Vortrag lauschen führt in der Tat zu Konzentrationsstörungen und Ermüdung. Das ist betreutes Lesen, aber kein Seminar. Und da spielt es auch kaum einen Unterschied, ob es online oder Präsenz ist. Ich kann mich nur online leichter davon stehlen :-).

Nach einer kleinen Eingewöhnung muss auch niemand mehr mit technischen Problemen kämpfen, ich denke, das zumindest haben die meisten Trainer:innen inzwischen doch lernen können.

 

Das Entscheidende ist die Methodik-Didaktik

 

Das Entscheidende ist doch, WIE ich solche Veranstaltungen durchführe. Ob ich mich eben auf reine Vorträge beschränke oder mit interaktiven Methoden arbeite und die Teilnehmenden kontinuierlich mit einbeziehe. Wie ich das früher auch in meinen Präsenz-Seminaren gemacht habe.

Und dazu habe ich ja schon reichlich Beispiele im Newsletter, in meinem Blog, auf meinem YouTube-Kanal, und in meinen Büchern gegeben, ebenso in meinen Online-Trainer-Ausbildungen.

Du kannst online fast alle deine Methoden aus Präsenz-Seminaren einsetzen, teilweise 1:1, teilweise mit Veränderung und Überarbeitung. Aber du kannst durchgehend interaktiv mit deinen Teilnehmenden arbeiten, sie sprechen, schreiben, clustern, sich bewegen lassen.

Mit wechselnden Methoden und unterschiedlichen Tools. Statt Moderationskarten an eine Pinwand zu heften, können sie Notizzettel auf das Whiteboard pappen und darauf schreiben. Sie können markieren und zeichnen. Im Chat gibt es auch viele (für viele noch unbekannte) Möglichkeiten, kreativ zu arbeiten. Ihr könnt in der Gesamtgruppe miteinander sprechen und in kleineren Arbeitsgruppen in den Breakout-Rooms.

Und dabei eben ganz viele unterschiedliche Methoden nutzen, ich alleine habe ja schon ca. 300 Methoden in meinen beiden letzten Büchern zu Online-Seminaren veröffentlicht.

Dazu kannst du auch hier in meinem Blog ganz viele Beispiele finden, daher spare ich mir das hier.

 

 

Das Bewusstsein fehlt

Das Entscheidende ist, dass dafür bei vielen Trainer:innen und Veranstalter:innen von Online-Veranstaltungen das Bewusstsein darüber fehlt, dass es auch anders geht.

Sie sitzen stundenlang vor der Kamera und erzählen – und die Teilnehmenden dürfen ab und zu mal was in den Chat schreiben.

Oder sie machen eine Folien-Schlacht, lesen diese schlimmstenfalls ab (betreutes Lesen) oder erläutern diese.

Aber das ist Frontalunterricht, unter dem ich schon vor 60 Jahren gelitten habe!

Ich nehme ja selbst viel an Online-Fortbildungen teil und stelle da eben mit Erschrecken fest, dass auch bei den Teilnehmenden kein Bewusstsein da ist, dass es auch anders gehen könnte. Sonst würde sie das ja nicht stumm ertragen oder sogar noch ein positives Feedback geben. Weil das so ne nette Trainerin war und so eine tolle Stimmung verbreitet hat. Immerhin!

Doch wenn es um Seminare geht, die Menschen ja normalerweise buchen, um etwas Bestimmtes zu lernen, reicht das eben überhaupt nicht.

 

 

Ja, es gibt Besonderheiten, die du bei Online-Seminaren beachten musst

Natürlich gibt es online rein äußerlich einige andere Gegebenheiten und Voraussetzungen als in Präsenz-Seminaren.

 

Ich sehe nicht den ganzen Menschen, sondern nur den Oberkörper und wir können uns nicht anfassen!

 

Aber wie oft hast du in deinen Präsenz-Seminaren Kreistänze gemacht, wo alle die Arme um die Schulter legen? Außer mir ganz sicher niemand 🙂 – und selbst der Indianertanz geht auch in einer Online-Variante.
Nur „Wäscheklammer jagen„, das geht online wirklich nicht! 🙂

Doch das ist ja wirklich nicht gewichtig für das Gelingen eines Seminars.

 

Mimik und Gestik sind eingeschränkt wahrzunehmen

 

Du musst zu Beginn bestimmte Signale vereinbaren, da die Gestik und Mimik nicht immer so sichtbar ist. Dazu gibt es ja bei Zoom auch nette Reaktions-Emojis, auch im Chat. Und ich sehe durchaus so manches Gähnen oder Augenrollen oder wenn Teilnehmende doch heimlich was aufschreiben, was sie gerade in einem Spiel nicht aufschreiben sollen (”Mein Huhn legt 14 Eier”).

Das hängt aber auch mit der Seminargröße zusammen. Und in der Regel arbeite ich in Online-Seminaren auch nur mit kleinen Gruppen, wie früher auch in Präsenz-Seminaren. Da sehe ich alle auf einem Monitor und kann durchaus ne Menge mitkriegen. Oft mehr, als mir lieb ist. (Wie Telefonate mit einem Sanitärbetrieb wegen verstopfter Toilette oder mir streckt ständig eine Katze ihren Hintern in die Kamera).

Technische Probleme

 

Die vielzitierten technischen Probleme erlebe ich gerade bei Zoom höchst selten. Ein Klick und die Teilnehmenden sind drin.

Und ja, sie müssen ein Mikro an und ausmachen können und die Webcam einschalten. Und wenn es tatsächlich mal Probleme gibt, weil die Internetverbindung schlecht ist, dann ist es so. In der Regel können wir da mit ein paar Tipps weiterhelfen. Und die technische Bedienung der Tools lernen – das gehört zum Lernen dazu. Neues lernen hat noch nie jemandem geschadet, es erweitert den Horizont und in dem konkreten fall den Handlungsspielraum.

Kleine Erinnerung: Was ich schon an Horror und Schwierigkeiten in Präsenz-Seminar-Zeiten erlebt habe, könnte ein ganzes Buch füllen. Einige Schreckens-Fahrten habe ich im Buch “Abenteuer aus der Trainerhölle” zusammengefasst.

(ein Restexemplar kannst du bei mir noch bestellen).

Und nicht nur die Fahrten mit der DB und dem Auto bargen immense Schwierigkeiten und Katastrophen. Auch in Seminarhotels und Tagungsräumen habe ich schon unglaubliche Dinge erlebt und meistern müssen, die mich am Vorabend des Seminars Nerven und Stunden gekostet haben. Da sind mal kleine Zoom-Macken oder schwankende Internetverbindung absolute Peanuts dagegen.

 

Lange vor dem Bildschirm sitzen und auf den Monitor starren

 

Das ist sicher nicht gesund, machen wir aber wohl alle viel zu viel, auch ohne Online-Seminare. Fast die ganze Arbeit, auch Verwaltungsarbeit, findet am PC statt.

In meinen Seminaren gab und gibt es immer auch Bewegungselemente, denn es ist auch in Präsenz-Seminaren nicht gesund, wenn man 8 Stunden am Tag nur sitzt. Wir Kinästheten leiden dann besonders, aber gesund ist es für niemanden.

Also stehen meine Teilnehmenden immer wieder mal auf, bei Energizern, Bewegungsspielen oder gezielten Yoga-Übungen, die ich auch in Online-Seminaren einsetzen kann. Ich habe zudem einen höhenverstellbaren Schreibtisch, so dass ich zwischendurch auch einfach im Stehen mein Seminar weitermache.

Das fördert die Durchblutung, bringt den Kreislauf in Schwung und hilft den Teilnehmenden, sich besser zu konzentrieren. Natürlich im Wechsel mit interaktiven Methoden.

 

Methodisch-didaktische Vorteile von Online-Seminaren

 

Bei Vorteilen von Online-Seminaren werden immer die Zeit- und Kostenersparnis genannt. Das ist ja auch richtig und ökologisch sicher sehr sinnvoll, nicht für jede blöde Besprechung kilometerweit zu fahren oder gar zu fliegen.

Dabei übersehen aber die meisten, dass Online-Seminare nicht nur genauso wert-voll, lerneffektiv und lebendig sein können wir Präsenz-Seminare, sondern tatsächlich auch einige Vorteile gegenüber Präsenz-Seminaren haben können.

Hier einige Beispiele

  • Bei einigen Methoden habe ich Online mehr Varianten zur Verfügung als in Präsenz-Seminaren.

Beispiel Perlenkette. In Präsenz-Seminaren wird die nur mündlich im Stuhlkreis durchgeführt, Online kann ich sie mündlich und schriftlich im Chat machen. Habe also 2 Varianten zur Verfügung, so dass ich mehr Abwechslung in meine Seminare bringen kann.

  • Ich kann individueller auf die verschiedenen Lerntypen eingehen.

Indem ich verschiedene Formate parallel anbiete, können die Teilnehmenden gleichzeitig parallel auf unterschiedliche Art arbeiten. Die auditiven gehen in Breakout-Rooms und tauschen sich aus und reden miteinander.

Die Visuellen können erst mal in Ruhe alleine einen Text lesen oder sich Notizen machen und dann auf strukturierte Art mit anderen den Inhalt weiter erarbeiten, zum Beispiel auf einem Whiteboard.

Die Kinästheten können es sich aussuchen (sie wollen selbst wählen, sind gerne unabhängig!) und das Ganze vielleicht auch auf kreativere Art umsetzen und bearbeiten.

  • Ich kann viel leichter den Transfer begleiten und unterstützen

In Präsenz-Seminaren hatte ich die Teilnehmenden meist 2 Tage im Seminar, sie haben viele tolle Seminarmethoden oder Kreativitätstechniken kennengelernt und natürlich selbst ausprobiert und gemacht – und dann waren sie weg!

Bei Online-Formaten ist es viel einfacher, sie weiterhin bei der Umsetzung ihrer Vorhaben zu begleiten, bei der Entwicklung eines eigenen Seminarkonzepts, bei Fragen oder Problemen, die auftauchen. Ob in einem späteren Seminar-Folgetermin oder individuell zwischendurch. Ich habe ja eine Online-Akademie, wo wir schriftlich miteinander kommunizieren können, sie auch Dateien oder Bilder hochladen können. Aber es geht natürlich auch einfach per E-Mail oder sonst wie.

Das bedeutet, dass ich online viel mehr Möglichkeiten habe, Teilnehmende individuell zu unterstützen und auch bei der Umsetzung zu begleiten, wenn das gewünscht wird. Mit sehr viel weniger Aufwand und Kosten, als das Präsenz möglich wäre.

 

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