In einer Technik-Challenge neulich hatten wir die Aufgabe, ein stummes Reel zu drehen und nur einen Text darüber zu blenden. Und da habe ich so aus Spaß weiter überlegt, wie wäre es denn mit “schweigenden Online-Seminaren”? Und kurz drauf kam mir dann die ernsthafte Idee, einmal zu schauen, wo kann es sinnvoll sein, dass wir als Trainerinnen auch mal die Klappe halten?

Wo sollten Trainerinnen schweigen

Hierzu habe ich dann einige Ideen gesammelt:

 

1. Teilnehmende lesen einen Text

Es kann es durchaus Situationen geben, wo es sinnvoll ist, dass die TN mal einen Text lesen. Statt dann also betreutes Lesen zu betreiben und vollgestopfte Folien abzulesen, könnten die TN 3 Min Zeit bekommen, einen Text zu lesen. Die scherzhafte Variante sähe so aus, dass ich vollgeschriebene Folien zeige und mit dem Finger Lesehilfe gebe :-). Sinnvoller ist es, den Text im Chat hochzuladen und jeder liest ihn im eigenen Rhythmus. Bitte keine Texte vorlesen! Denn Texte vorlesen ist vor allem für Visuelle Lerner grauenvoll. Sie lesen stumm viel schneller selbst als wenn jemand etwas vorliest. Und so können alle in ihrem Rhythmus lesen – und anschließend wird dann mit dem Stoff weiter gearbeitet.

 

 

2. Teilnehmende arbeiten in Arbeitsgruppen

Auch hier bin ich als Trainerin ja außen vor und halte die Klappe. Ich kann natürlich auch in die Breakout-Rooms gehen, um kurz was mitzuteilen oder zu schauen, wie sie klarkommen.
Da habe ich oft gemerkt, da muss ich mich verdammt am Riemen reißen, um mich nicht doch einzumischen, wenn ich sehe, dass es klemmt oder scheinbar in die falsche Richtung läuft oder oder…
Erst mal die Teilnehmenden selbst erarbeiten und machen lassen – und dann kann ich anschließend immer noch meinen Senf dazu geben.

Und da habe ich oft erlebt, dass sie dann doch noch alleine die Kurve gekriegt haben und das Ergebnis super war.
Und der Lerneffekt war natürlich viel größer, als wenn ich mich eingemischt hätte.

 

 

 

3. Teilnehmende arbeiten am Whiteboard

Es gibt viele Methoden, wo die Teilnehmenden als Gesamtgruppe oder auch in kleineren Gruppen am Whiteboard zu einem bestimmten Thema arbeiten.
Ob sie ein gemeinsames Gruppen-Mind Map gestalten, wo sie beispielsweise Methoden den Seminarphasen zuordnen oder auf Notizzetteln Ideen zu einer konkreten Fragestellung sammeln.

 

 


Als Trainerin kann ich natürlich sehen, was da passiert, was da geschrieben und wo was zugeordnet wird etc.

Auch das ist eine Situation, wo ich als Trainerin mal eine Weile nicht sprechen sollte, sondern mich erst nach der Gruppenarbeit einklinken.

 

 


Von daher sind das nur aus Trainer-Sicht schweigende Online-Seminare. Aus Sicht der Teilnehmenden sind es im Gegenteil dann sehr lebendige und interaktive Seminare, in denen sie Raum haben, sich auszutauschen und miteinander zu sprechen.

 

 

Bonus: Energizer mit Schweigen

 

 

 

Zu dem Thema “schweigen” passt einfach hervorragend dieser Energizer “Lippenlesen”, den ich von Wiebke Wimmer bei einem unserer KOMeth- Treffen kennengelernt habe.
Das Tolle an diesem Energizer ist, dass ich ihn spontan ohne jede Vorbereitung in einem Online-Seminar einbauen kann.
Außerdem ist es ganz gleich, ob ich mit einer großen oder kleinen Gruppe arbeite, diese Methode geht immer.

Du kannst diese Methode hier auf meinem YouTube-Kanal anschauen. Und ich freue mich natürlich auch über einen Kommentar, welche Erfahrungen du mit diesem Energizer gemacht hast.


Und nun verabschiede ich mich schweigend…

 

 

Video

Und wer das ganze lieber als Video anschauen möchte, kann das hier tun:

 

P.S. Noch eine kleine Story aus meinen Berufsanfängen


Dazu fällt mir noch eine nette Erinnerung aus meiner frühen Trainerzeit ein, als ich mit einem Team Seminare für Lehrer:innen, Ausbilder:innen und Sozialpädagogen machte, die in berufsvorbereitenden Maßnahmen für ausländische Jugendliche arbeiteten.

 

Da haben wir dann in einem Seminar immer eine kleine Szene gespielt: Hausbesuch bei den Eltern, wo wir die Eltern dazu bewegen wollten, dass die Tochter mit zum Landschulheim fahren darf.
Bei so einem Hausbesuch mussten wir natürlich Tee trinken und manchmal sollten wir auch noch mit ihnen essen. Und oft sollten wir dann auch so nebenbei bei der Steuererklärung helfen oder bei anderem bürokratischem Kram.
Damit wir diesen Sketch nicht immer wieder spielen mussten oder auch zeigen konnten, wenn wir mal nicht alle drei anwesend waren, haben wir das ganze dann auch später als Video aufgezeichnet.

 

Nun die Brücke zum Thema “Schweigen”.
Ich spielte dort die türkische Mutter der Schülerin, mit Pluderhose und Kopftuch und vor allem stumm. Ich servierte stumm den Tee und das Essen, ansonsten saß ich stumm mit gesenktem Blick daneben. (Wir haben natürlich etwas übertrieben :-)).

 

Die erste Reaktion der Seminarteilnehmen war nachher immer: “Boah, das muss dir aber schwer gefallen sein, die ganze Zeit nichts zu sagen!”

 

 

P.P.S Schweigen in Meditations-Retreats

 

Das alles hat natürlich nicht wirklich mit Schweigen zu tun, das ist nur ein etwas humorvoll formulierter Titel.
Ich habe in meinem Leben tatsächlich etliche Schweige-Retreats gemacht, Meditations-Seminare, in denen wir tagelang wirklich NICHT gesprochen haben. Beim Zen durften wir uns nicht einmal anschauen oder mit Gesten verständigen.

Vor dem ersten Mal hatte ich total Schiss. Ich kannte Schweigen bisher nur als Strafe. Wenn meine Eltern auf mich böse waren, haben sie nicht mit mir gesprochen.

Bei meinem ersten zweitägigen Erlebnis war es auch durchaus eindrucksvoll. Es war mitten in einem Therapie-Seminar, im Kopf tobten tausend Gedanken, vor allem aber eben auch aufgewühlte Gefühle und in zwei Tagen konnte man das natürlich nicht wieder zu Ruhe bringen.

In meinen späteren Retreats in den Schweizer Alpen bin ich mit ganz anderen Gefühlen hineingegangen. Ich habe mich richtig drauf gefreut. Und ein Aspekt dabei war: Ich muss auf nichts und niemanden reagieren. Ich kann ganz für mich bleiben.

Aber das führt jetzt ins Unendliche, daher höre ich nun mal auf – und schweige .

 

 

Zamyat sitzt medititerend in Bodh Gaya unterm Bodhi-Baum
In Bodh Gaya unterm Bodhi Baum, 1994

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