Manchmal verwandeln sich alte Methoden in kreative Wunderwerke.
Das klingt vielleicht etwas großkotzig, habe ich aber genau so neulich in einem Coaching erlebt.
Das Wunder bestand aus 4 Elementen
- Eine alte und längst vergessene nette Methode aus Präsenz-Seminaren kam mir wieder in den Sinn.
- Mir fiel sofort eine Variante ein, wie ich sie für ein aktuelles Coaching nutzen kann, obwohl es da um ein anderes Thema ging.
- Ich konnte auch sofort aus der Präsenz-Methode eine Online-Variante entwickeln
- Und das war jetzt das hauptsächliche Wunder: Die Methode habe ich während des Einsatzes im Coaching noch spontan erweitert. Und daraus ergab sich eine unglaubliche Tiefe, bei der wir auf ganz wesentliche Themen stießen.
So entwickelte sich aus einem harmlosen netten Spiel eine sehr tiefgehende Coaching- Methode.
Zusammenfassung
– Eine Entscheidungsmethode aus Präsenz-Seminaren
– Die Umwandlung der Methode für Online-Seminare
– Die Erweiterung als Coaching-Methode zur Klärung
Ursprünglich habe ich die Methode eingesetzt beim Thema “Ziele” oder “Motivation” – diese Variante hatte ich in Präsenz-Seminaren eingesetzt.
Jetzt im Coaching ging es um das Thema Entscheidungen, auf einer tieferen Ebene.
1. Die ursprüngliche Variante aus Präsenz-Seminaren
In Präsenz-Seminaren früher hieß die Methode “so oder so”.
Wir haben sie eingesetzt zum Thema Ziele und Motivation.
Verlauf
Jeweils 2 Teilnehmende führen die Methode gemeinsam durch.
Jedes Paar bekommt einen Stapel Kärtchen, die sie in zwei Stapel teilt und umgekehrt in die Mitte gelegt werden, so dass man nicht sehen kann, was drauf steht.
A beginnt und nennt ein konkretes Ziel (das im Seminar für sie deutlich geworden ist und an dem sie arbeiten will).
Dann deckt sie von jedem Stapel ein Kärtchen auf. Darauf stehen bestimmte Eigenschaften oder Fähigkeiten. Und sie entscheidet sich spontan für eins, das für die Erreichung des Ziels besser geeignet ist als das andere aufgedeckte.
Sie erläutert kurz, warum ihr diese Eigenschaft besser dabei hilft und legt sie dann zur Seite (oder schreibt sie auf, weil du nicht nach jedem Seminar neue Kärtchen herstellen willst :-)).
Wenn alle Kärtchen durch sind, werden die Rollen getauscht und B erläutert kurz ihr Ziel und zieht Kärtchen und erläutert ihre Wahl.
2. Die Methode für Online-Seminare umgewandelt
Für Online-Seminare bereite ich ein Whiteboard bei Zoom vor, auf dem die Eigenschaften und Fähigkeiten jeweils auf einer Kurznotiz stehen.
Diese decke ich dann mit einer andersfarbigen Kurznotiz zu.
Dann fängt A an, deckt zwei Kärtchen auf (die müssen nicht nebeneinander liegen) und es geht genauso wie in der Präsenz-Variante.
Sie erläutert, warum sie welche Karte gewählt hat und wie ihr diese besser bei der Erreichung ihres Ziels hilft.
Und zieht dieses Kärtchen dann auf die Positiv-Seite, wo die ausgewählten Kärtchen nach und nach gesammelt werden.
3. Die Erweiterung fürs Coaching
Das Ganze kannst du natürlich auch in einem Einzelcoaching machen, wo deine Coachee dann jeweils 2 Karten aufdeckt, eine auswählt und erläutert.
In meinem konkreten Fall ging es aber nicht um das Thema Ziele, sondern um das Thema Entscheidung. Und um die Klärung, welche Arbeiten der Coachee Freude machen und welche weniger.
In dem Fall habe ich nicht wie im Seminar die Karten vorbereitet, sondern die Coachee füllt sie selbst aus.
Vorbereitung: Alle Tätigkeiten auflisten
Dazu sollte sie erst einmal sämtliche Tätigkeiten, Projekte und Arbeiten auf jeweils einen Zettel (eine Kurznotiz auf dem Whiteboard) schreiben.
Dann habe ich sie weggeschickt, sich einen Kaffee zu holen und in der Zeit die Kärtchen gemischt und mit andersfarbigen Kärtchen abgedeckt, so dass man nichts mehr lesen konnte.
Sie deckt dann immer 2 Kärtchen auf, die müssen nicht nebeneinander liegen. Dann schiebt sie die Tätigkeit, die sie nicht so gerne macht, auf die linke Seite und die, die sie lieber macht, auf die rechte Seite.
Soweit ist es ähnlich wie die ursprüngliche Methode.
Dann kam mir aber spontan die Idee, genauer nachzufragen: Warum gefällt ihr die eine Tätigkeit besser als die andere. Zumal wenn es die gleiche Tätigkeit war, nur mit unterschiedlichen Kunden.
Das gleiche machten wir auch mit den positiv ausgewählten. Was genau macht daran Freude und was nervt eben. Was ist links das Problem, was ist rechts anders.
Das schrieb ich alles stichwortartig auf weitere, andersfarbige Karten.

Dabei kam schon einiges heraus, was der Coachee vorher gar nicht so bewusst gewesen war. Es wurde auch deutlich, dass es da auch im Laufe der Zeit Veränderungen gegeben hatte.
Und so kamen wir dann auf Themen, die sehr grundlegend waren und wo klar wurde: Hier lohnt es sich genauer hinzuschauen!
Wir haben dann das Spiel unterbrochen und an einem der Themen in der Tiefe weiter gearbeitet.
Später können wir dann auf dem Whiteboard weiterarbeiten.
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