Das war eine der Fragen zu Onlinetrainings, die mir eine Leserin zu meiner Umfrage  im Blog stellte. Hier nur eine kurze Erklärung, was Suggestopdädie ist (eine ausführlichere Erläuterung finden Sie auf meiner Webseite): es ist ein ganzheitlicher Ansatz, bei dem es um Lernen mit allen Sinnen geht, so dass alle Lerntypen einbezogen werden. Ein Element ist auch Bewegung und Spiele. Damit haben viele Trainer ja schon Mühe in Präsenzseminaren, in Online-Seminaren ist die Hürde da sicher noch größer.

Wobei wir auch immer klären müssen, ob wir von synchronen Live-Online-Seminaren (=Webinaren) sprechen oder von der asynchronen Arbeit in einem Forum. Denn da unterscheiden sich die Methoden natürlich sehr.

Wobei sich die Frage sich ja nicht nur auf Methoden bezieht, es wird nach suggestopädischen Elementen gefragt.

Elemente der Suggestopädie

Schauen wir uns die suggestopädischen Elemente an, die in der Literatur immer aufgeführt werden.

Suggestopädische Elemente

Wenn ich diese so lese, kann ich voller Überzeugung sagen: Ja, all das lässt sich auch online umsetzen. Mit der großen Unterscheidung zwischen Webinar und Forum.
In Webinaren lässt sich einiges leichter umsetzen, in veränderter Form aber auch vieles im Forum.

Wenn ich das zu jedem Punkt erläutere, wird das ein Buch (Ich habe ja schon ein Buch über Suggestopädie  und eins über kreative Webinarmethoden  geschrieben :-).
Daher werde ich nach und nach Beiträge zu den einzelnen Elementen schreiben und picke mir heute das erste heraus: Gruppenprozesse fördern.

Gruppenprozesse fördern

 

Im Forum

Ich fang mal mit dem schwierigsten an. Auch in Präsenzseminaren ist das ein wichtiges Thema, das viel Know How und Geschick eines Trainers erfordert.

In einem Forum habe ich ja nun gar keinen Einfluss, was da wann passiert. Ich kann als Trainer Angebote machen, aber ob die Teilnehmer darauf eingehen, kann ich kaum steuern.

Daher braucht es hier besonders kreative Anreize, um die Gruppe auch als Gruppe zu konstituieren.

Kennenlernen

Ebenso wie in Präsenzseminaren nehme ich mir daher am Anfang immer Zeit für Kennenlern-Methoden. Auch wenn wir das teilweise auch im Webinar machen, das normalerweise vorher zum Einstieg durchgeführt wird.
Im Forum kann ich noch mehr in die Tiefe gehen und die Informationen über die Teilnehmer bleiben länger sichtbar. Die Teilnehmer können noch einmal nachschauen, wenn sie vergessen haben, was ein anderer macht.

Gegenseitiges Lesen und Kommentieren

Ich ermutige schon im 1. Webinar die Teilnehmer, auch die Beiträge der anderen zu lesen und zu kommentieren. Weil einige da vielleicht erst einmal etwas Scheu haben und vielleicht denken, das sei nur Aufgabe der Trainerin.
Doch das kann gerade ein sehr großer Zusatzgewinn sein, wenn auch die Kompetenzen und die Ideen der Teilnehmer mit einfließen.
Das kann sehr fruchtbar und auch ermutigend sein und steigert die positive Stimmung im Seminar.

[Tweet „Wie kann man Gruppenprozesse in Online-Seminaren fördern? – Hier beantworte ich die Frage einer Leserin.“]

Gemeinschaftsräume

Um den Austausch zu unterstützen, richte ich auch immer spezielle Gruppenräume ein, wo die Teilnehmer entweder zu gemeinsamen Aufgaben eingeladen werden oder es auch Raum für den informellen Austausch gibt. Sie kennen das aus Präsenzseminaren: In den Kaffeepausen finden oft sehr wichtige Gespräche statt.

Cafeteria

In der Cafeteria können Schwätzchen zwischendurch gehalten werden, Freud und Leid miteinander geteilt werden oder auch mal ein neues Auto gesucht werden. Was auch immer die Teilnehmer gerade beschäftigt.

Links und Tipps

Hier werden die Teilnehmer aufgefordert, Tipps miteinander zu teilen. Das fördert sehr das Gruppengefühl. Ah, da schenkt mir einfach jemand einen wertvollen Hinweis!

Das kann mit dem Seminarthema oder einer konkreten Aufgabe zu tun haben (Beispiel: ein Tool, mit dem man schöne Wörtersuchspiele leicht kreieren kann) oder ein tolles Buch, das man gerade gelesen hat, oder einen Film, den man empfehlen möchte.

Gemeinsame Aufgaben

Ich stelle immer wieder mal Übungen ein, die die TN zu zweit oder als Gruppe machen können. Dazu müssen sie sich oft selbstorganisiert verabreden.

Das sind einige Beispiele, wie Sie Gruppenprozesse in einem Forum anregen und unterstützen können.

Im Webinar

In einem Webinar ist es grundsätzlich leichter, Gruppenprozesse zu fördern, da die Teilnehmer direkt miteinander und mit der Trainerin kommunzieren können. Sie können miteinander sprechen, sich über Webcam sehen und gemeinsam im Chat oder auf einem Whiteboard schreiben.

Doch das alleine schafft noch kein Gruppengefühl. Daher zeige ich hier auch einige konkrete Beispiele. Sie werden aber verstehen, dass ich nun nicht zu jedem Beispiel auch noch ganz konkrete Methoden einfüge. Dann würden es 30 Seiten 🙂 und dazu gibt’s auch Anregungen auf der Webseite und natürlich in meinem Buch: „150 kreative Webinarmethoden“.

Kennenlernen

Ganz klar gibt es beim ersten Webinar Methoden zum Kennenlernen. Hier setze ich viele ein, die ich so ähnlich auch in Präsenzseminaren mache. Auf jeden Fall was kreatives und nicht die üblichen öden Vorstellungsrunden, wovon ich auch in Präsenzseminaren tunlichst abrate.
(Siehe dazu ein älterer Blogbeitrag)

Gemeinsame Energizer

Für viele Online-Trainer und Teilnehmer ungewohnt ist es sicher, dass man auch online sogenannte Energizer durchführen kann. Spiele zum Wachwerden, zur Konzentration, zum Wachmachen.
Und ebenso wie in Präsenzseminaren sind genau diese  für mich ein ganz wichtiger Baustein für eine positive Gruppendynamik. Mal was ganz anderes machen als sonst. Einmal zusammen lachen. Ja, und sich sogar auch bewegen. Wir machen Tänze, Yoga und andere Bewegungsübungen- es geht in der Tat alles mit ein bisschen Fantasie und natürlich Mut.

Gemeinsame Übungen

Die Fachinhalte oder das Seminarthema stehen natürlich im Mittelpunkt. Viele Trainer beschränken sich hier auf klassische PowerPoint-Vorträge. Doch zu einem tieferen Verständnis und Durchdringen eines Themas ist es sinnvoller, die Teilnehmer aktiv mit einzubeziehen und sie auch gemeinsam dazu Übungen machen zu lassen.

Ob das ein gemeinsames Brainstorming auf dem Whiteboard ist, eine Diskussionsrunde oder Sammlung im Chat.

Gruppenarbeiten

Ich schrieb an anderer Stelle schon, wie man auch Gruppenarbeiten in Webinaren durchführen kann.

Übungs-Webinare

Schwimmen lernt man nur durch schwimmen und Webinare, indem man Webinare durchführt. Doch die Lernphase sollte man nicht unbedingt öffentlich und schon gar nicht gegen Geld machen. Dazu gibt es in der Online-Trainer-Ausbildung die Möglichkeit, kleine Übungssequenzen in den gemeinsamen Webinaren durchzuführen.

Zusätzlich verabreden sich die Teilnehmer zu weiteren Übungswebinaren, wo jeder mit den anderen  Teilnehmern sein Webinar durchführt und wertvolles Feedback erhält.

Feedback

Feedback ist hilfreich, wenn es einfühlsam und vor allem klärend ist. Dazu gibt es Feedbackregeln, die vor der ersten Übungspräsentation vorgestellt werden und nach denen dann die anschließende Auswertung verläuft.

Ein gutes und vor allem konkretes Feedback hat einen großen Einfluss auf den Gruppenzusammenhalt und die Atmosphäre. Wenn es solidarisch und hilfreich erlebt wird, schweißt das die Gruppe zusammen.

Die Haltung des Trainers

Durchgängig spielt bei der Suggestopädie die Haltung des Trainers oder Lehrers eine große Rolle. Das ist ganz entscheidend neben all den Methoden und Spielen. Sie hängt eng zusammen mit einem bestimmten Verständnis von Lernen, aber auch mit einem Menschenbild.

Die Haltung ist grundsätzlich positiv bestärkend und fördernd. Es ist der Job des Trainers, den Lernprozess interessant und lebendig zu gestalten, so dass Teilnehmer sich nicht durch trockene Faktenberge quälen müssen.
Einfach einen Packen Skripts ins Forum einstellen oder eine dröge PowerPoint-Präsentation in einem Webinar halten – das reicht nicht.

Das Stichwort „Desuggestion“ am Anfang bezieht sich darauf, dass Lernblockaden oder andere Ängste aufgelöst oder umgangen werden und durch positive und aufbauende Haltungen ersetzt werden. (Daher auch dieser grässliche Begriff). Gerade bei Online-Seminaren gibt es ja in der Tat viele Ängste und Vorbehalte, da können suggestopädische Trainer auf ihr Repertoire zur Auflösung zurückgreifen.

Diese ermutigende Haltung ist gerade auch bei Online-Seminaren ungeheuer wichtig, das viele Teilnehmer auch großen Schiss vor der Technik haben und sich manche am Anfang wirklich „etwas blöd anstellen“. Da braucht es Humor und Gelassenheit und Freundlichkeit – und eben Verständnis dafür, dass Menschen unterschiedlich ticken.

 

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