Ich hatte ja in meinem Newsletter angeregt, dass die Leser mir ihre Lieblingsmethode aus Präsenz-Seminaren schicken sollen, und ich versuche sie, in eine Online-Methode umzubasteln.

Ebenso habe ich versprochen, dass ich euch mitnehme in meine Gedanken-Abläufe. Wie ich dabei vorgehe, was mir so durch den Kopf schießt und wie ich dann zu einer neuen Online-Methode komme – oder vielleicht auch nicht.

Hier also der Ablauf.

1. Phase Entsetzen


Unter anderem kam dann „Blind führen“. Da musste ich dann doch schlucken und dachte: „Will die mich ärgern? Das ist gemein!“
Denn natürlich kann auch ich keine Methode erfinden, bei der sich Teilnehmer in einem virtuellen Raum körperlich berühren.

2. Methode anschauen und analysieren

Nach dem ersten Schock habe ich dann meine Fragen an die Methode gestellt, die ich in so einem Fall immer stelle.

1 Was ist die Essenz der Methode? Kann ich die irgendwie online rüber retten?

2 Was sind Elemente der Methode? Kann ich da einige oder alle in online umwandeln?

Die Essenz der Methode ist, dass sie zu den sog. Vertrauens-Übungen gehört. Es geht darum, sich jemandem blind anzuvertrauen, sich eben führen lassen durch einen Körperkontakt. (Ich werde weiter unten die Originalmethode beschreiben, für die Zeit, wenn wir wieder Präsenz-Seminare machen können).

Das lässt sich nun online wirklich nicht aufgreifen, wir können uns per Video sehen, aber nicht berühren.

3. Elemente der Methode übernehmen

Also habe ich mir Punkt 2 vorgeknöpft und da wild rumassoziiert. Dabei sind mir zum Teil ganz alte Methoden eingefallen.

Das, was ich übernehmen kann sind die Elemente „Übung zu zweit“ und „blind“. Ja und da fällt mir so einiges ein.

Was aber nun in der Tat mit der ursprünglichen Methode nichts zu tun hat. Aber wie ich auch in meinen Seminaren zu „Kreativitätstechniken“ immer sage: Es ist doch wunderbar, wenn bei einem Brainstorming viele Ideen kommen. Umso mehr haben wir anschließend zur Auswahl.

In diesem Sinne stelle ich hier nun 7 Methoden vor, die etwas mit Blind und Paaren zu tun haben. Da geht es – als Essenz- zwar mehr um das Thema „Sinneswahrnehmung“ und „Kommunikation“, aber das schadet ja auch nix.

4. Methoden, die daraus entstanden sind „Blind“ und/ oder „zu zweit“


1 – Geräusche raten

Diese Methode kann ich zu zweit oder mit der ganzen Gruppe durchführen. In Präsenz-Seminaren mussten die TN die Augen schließen – oder ich habe mich hinter einer Pinwand versteckt. Und dann verschiedene Geräusche gemacht und die TN müssen raten, was das ist. (Sie können es sich zum Beispiel notieren).

Online

Online mache wir es umgekehrt, da schließen nicht die TN die Augen, sondern ich schalte meine Webcam aus, so dass mich niemand sieht.

Ich mache Geräusche mit irgendwelchen Gegenständen, Spiel-Döschen und der Sound-Machine und die TN raten im Chat, was das wohl ist.

Am Ende mache ich meine Webcam wieder an und zeige der Reihe nach, was das war, womit ich die Geräusche gemacht habe.

2 – Blind tasten

Das habe ich mir jetzt spontan ausgedacht.
Aufgabe ist es, dass die TN die Augen schließen und einen Gegenstand auf ihrem Schreibtisch oder in der Schublade blind ertasten. Und dann schrittweise beschreiben, was sie fühlen. Und dabei den Gegenstand immer weiter ertasten.

Beispiel: Da ist was Rundes und wenn ich weitertaste, wird es ganz glatt und dünn, wenn ich immer weiter nach vorne taste, kommen so Zacken. Dahinter geht es steil nach unten und wenn ich es hochhebe, ist es schwer.

(Ich war bei meinem Tesafilm-Abroller gelandet, der mit Sand gefüllt ist und daher schwer ist).

3 – Bilder-Diktat

Diese Methode führen die TN zu zweit in Gruppenräumen durch. Die Paare bestehen aus A und B.

Verlauf

Alle A werden schon mal einzeln vom Trainer in Gruppenräume geschickt, damit sie nicht sehen, was die B zu sehen bekommen.

Der Trainer zeigt den B dann eine Zeichnung, am besten lädt er sich auch vorher im Chat für alle B hoch (das geht bei Zoom) oder schickt sie an die B per Mail, damit sie während der Übung die Zeichnung vor sich liegen haben (auf dem 2.  Monitor oder ausgedruckt),

Dann gehen die B zu ihren A in den Raum und beschreiben das Bild. Die A zeichnen das dann gleichzeitig, auf eine Blatt Papier oder das Whiteboard. Das muss dann am Ende abgespeichert werden.

Am Ende werden die Ergebnisse verglichen.

A kann auch ein Feedback geben, was ihm geholfen hat oder was eher verwirrend war an den Ansagen.

Anschließend werden die Rollen getauscht. A bekommt eine andere Zeichnung vom Trainer und geht dann zurück zu B in den Gruppenraum.

4 – Postkarten

Es bilden sich Paare, A und B.

Alle A werden einzeln in einen Gruppenraum geschickt, B bekommt vom Trainer eine Postkarte gezeigt oder noch besser als Datei zur Verfügung gestellt. Bei Zoom kann man Fotos im Chat hochladen, ansonsten per Mail zuschicken.

B geht nun in den Raum zu A und die Aufgabe ist, dass er A die Postkarte beschreibt, aber ohne zu benennen, was dort zu sehen ist. Sondern nur Formen, Farben, Stimmung, Anordnung etc.

Dann kehren alle in den Hauptraum zurück und der Trainer hat eine Folie vorbereitet, auf der alle Postkarten zu sehen sind.
Die A müssen nun sehen, ob sie die beschriebene Postkarte erkennen.

Auch hier ist am Ende ein Feedback gut, was geholfen hat, die Karte zu finden.

Anschließend Rollenwechsel.

In Präsenzseminaren

Hier setzen sich die TN Rücken an Rücken, der Trainer geht rum mit den Postkarten und jeder zieht eine Postkarte.

5 – Blind Haltung nachbauen

Jeweils zu zweit in einen Gruppenraum.

A schließt die Augen und sagt B, welche Körperhaltung er einnehmen soll. A führt das aus und öffnet erst danach die Augen. B hat die Bewegung ebenfalls gemacht und nun können beide vergleichen.

Das könnte zumindest sehr lustig sein, was den einzelnen da an möglichst komplizierten Haltungen einfällt.

6 – Drei Merkmale verändern

Diese Methode habe ich ja neulich mit Wiebke Wimmer in meiner Freitags-Live-Video-Serie durchgeführt, die kannst du dir einfach hier anschauen.

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7 – Blindes Selfie

Haha, und in Vorbereitung dieses Blogbeitrags habe ich dann noch gleich getestet, wie man denn blind von sich selbst ein Selfie machen könnte. Denn ich brauchte noch ein Foto für den Blogbeitrag.

Da könnte man ja alle möglichen Aufgaben machen:

Macht blind ein Selfie von euch.
Macht blind ein Selfie nur von eurer linken Seite. Oder eben andere konkrete Körpertele oder Aufgaben, wo man natürlich nicht schummeln darf. Da kommen bestimmt sehr lustige Bilder zustande.

Blind führen – in Präsenz-Seminaren

Ziel

Schulung der Sinneswahrnehmung, vertrauen, loslassen, führen und sich führen lassen

Verlauf

Es bilden sich Paare. A schließt die Augen und B führt.
Die Übung kann in einem Seminarraum, im ganzen Haus oder draußen durchgeführt werden.

Die TN sollten während der Übung nicht sprechen. Es können verschiedene Stufen und Schwierigkeitsgrade durchgeführt werden.

Kontakt minimieren

Zuerst fasst A seinen Partner B an beiden Schultern an und sie gehen langsam durch den Raum. A passt auf, dass B mit niemandem zusammenstößt. Wenn B sicherer wird, legt A nur noch eine Hand auf eine Schulter. Dann an der Hand, zuletzt nur noch die Fingerspitzen berühren.
Die Krönung ist dann, dass A nur noch einen Laut von sich gibt, pfeifen, schnipsen, schnalzen, was auch immer und B den Lauten folgt.

Tempo verändern

Anfangs langsamer gehen, dann das Tempo steigern, am Ende vielleicht sogar laufen (zum Beispiel auf einem Flur).

Verschiedene Sinneserlebnisse

A lässt B bestimmte Dinge ertasten: die Wand, einen anderen Teilnehmer, den Vorhang, einen Baum, den Heizungsregler.

A führt B an eine bestimmte Stelle, gibt genaue Anweisungen wie: „Etwas nach rechts gehen, leicht nach vorne beugen – oder in die Knie gehen“, gibt ihm eine Papprolle (beispielsweise die Papprolle aus einer Klopapierrolle), die sich B vor ein Auge hält und dann erst das Auge öffnet. Und sieht dann eben nur einen Ausschnitt – was immer total überraschend ist. Das kann eine Blüte sein, ein Auge oder ein Stück von der Heizung.

Nach der Übung

Die Teilnehmer sollten sich erst nach der Übung austauschen, weil das Erleben intensiver ist, wenn man währenddessen schweigt.

Wie haben die einzelnen die Übung erlebt? Fiel es ihnen schwer, zu vertrauen und loszugehen? Was war verblüffend, interessant?

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