Als Trainerinnen entwickelt ihr sicher auch immer wieder eigene Methoden und Spiele, aber ich kenne auch viele die sagen, dass sie das nicht können.
Ich zeige euch jetzt mal Schritt für Schritt, wie das mir beim letzten Spiel ergangen ist, denn das war schon ziemlich extrem. Und genau anders herum, als man das normalerweise wohl macht oder erwartet.
Das Beispiel dient vor allem zur Ermutigung, dass es nicht DEN Weg gibt und du einfach deinen eigenen finden kannst.
0. So würde man es wohl normalerweise machen?
Ich vermute jetzt einfach mal ins Blaue hinein, wie andere Trainer-Kollegen normalerweise Spiele erfinden. Ich kann mich nämlich nicht erinnern, wie ich das sonst bisher gemacht habe, wahrscheinlich kam das immer eher spontan und nebenbei. Aber so wie ich es unten für das aktuelle Spiel beschreibe, habe ich es jedenfalls bisher auch noch nie gemacht.
Also, „normalerweise“ hast du wohl ein bestimmtes Thema und Ziel, warum du hierzu ein Spiel entwickeln willst.
Dann überlegst du, welches Spielformat am besten dazu passt und entwickelst es dann schrittweise.
Bei meinem letzten Spiel habe ich es irgendwie umgekehrt gemacht ;-).
1. Schritt: Ich könnte dazu ja ein Spiel erfinden
Beim Schreiben eines Beitrags für den Newsletter (und dem entsprechenden Blogbeitrag) ging es unter anderem um das Thema Veränderung bei der Jahresrückschau und Jahresplanung.
Und da schoss mir einfach durch den Kopf: Ach, zu dem Thema könnte ich doch vielleicht ein Online-Spiel entwickeln. Ich hatte keinen blassen Schimmer wie und was. Nur die nackte reine Idee.
2. Schritt: Welche Art von Spiel
Dann kam die Idee, das könnte wie so eine Art Brettspiel mit Würfel und Fragekärtchen sein. Ich habe vor 40 Jahren für die Lehrerfortbildung Brettspiele in dieser Art gebastelt. Idee: Das könnte man doch sicher auch bei Miro so ähnlich machen.
Also habe ich meinen Miro-Experten Harald Karrer dazu befragt.
3. Schritt: Drauflosbasteln
Ich hatte immer noch keine Idee, was da wie überhaupt laufen sollte, aber ich als Kinästhetin musste einfach schon konkret was basteln und probieren. Also bin ich auf mein Miro-Board und habe angefangen, ein Spielbrett mit bunten Punkten zu erstellen. Erst ganz willkürlich, das sah dann so aus:
Das fand ich dann irgendwie doch nicht so schön, daher habe ich es umgestaltet und alle Kreise verschoben J.
Dann habe ich noch Spielfiguren gesucht und schließlich Karten erstellt. Da stand aber noch nichts drauf.
4. Schritt: Wie soll es ablaufen?
So grob war mir klar, die Spieler würfeln, laufen die entsprechende Punktzahl und drehen dann eine Karte der entsprechenden Farbe um. Was es mit den größeren Feldern auf sich hat, weiß ich noch nicht, dazu wird mir sicher was einfallen.
– Spätere Idee dazu: da können sie beim nächsten Würfeln entscheiden, in welche Richtung sie weitergehen, also welche Art von Karte sie umdrehen müssen.
5. Schritt: Karten-Farben und Aufgaben
Zuerst habe ich den Farben bestimmte Karten-Typen zugeordnet:
blau – er beantwortet selbst die Frage
grün – er gibt die Fragen an einen anderen Teilnehmer weiter
rot– Aktionskarte, da muss er eine konkrete Handlung tun
gelb – Mini-Disussion zum Thema anregen und moderieren (30 Sek. oder so J)
6. Schritt: Was steht denn nun auf den Karten?
Als ich dann endlich mal anfing mir Gedanken zu machen, welche Fragen und Aufgaben denn auf den Karten stehen könnten, ergab sich daraus direkt ein neues System, das mir auf Anhieb gleich besser gefiel:
blau– Technik
grün – Verhalten
gelb – Pläne
rot – Aktion
Und ich muss gestehen, in dieser Phase hatte ich immer noch nur eine einzige Frage entwickelt J. Aber nun ging es los.
Zum Thema Technik kamen mir gleich ganz viele Stichworte: Was hat sich seit deiner Kindheit an technischen Sachen verändert?
Das muss ich vielleicht etwas eingrenzen, denn bei mir würde das eine endlose Liste: Mechanische Schreibmaschine (während des Studiums), elektrische Schreibmaschine (Diplom-Arbeit), Wachsmatritzen!! für Flugblätter J (kennt sicher kein Mensch mehr) bis hin zum PC.
Anrufbeantworter, Fax, Handy, Internet, Online-Seminare
Letzteres könnte ich noch unterteilen in – ach, das werde ich im nächsten Newsletter aufgreifen, die Geschichte der Online-Seminare (natürlich aus meiner subjektiven Erfahrung).
7. Fertig basteln
Und dann musste ich nur noch die technischen Feinheiten fertig basteln, also wie ich die Punkte auf dem Brett fixiere, wie ich den Würfel zum Würfeln bekomme, wie ich die Kärtchen so übereinander stapeln kann, dass man nicht die Karte darunter lesen kann, wenn jemand die oberste Karte wegzieht.
Dazu habe ich dann noch ein eigenes Video erstellt.
Hier mein nachträgliches Weihnachtsgeschenk. Viel Freude damit!
2. Video: Wie ich das Spiel technisch erstellt habe
Hier möchte ich euch einige Beispiele vorstellen, die mir Leserinnen zugeschickt haben, wie sie das mit dem Spiele erfinden handhaben.
Maria Korath schrieb:
Hallo Zamyat,
ich profitiere immer sehr von deinen tollen Ideen im Newsletter und so will ich mir zwischen den Jahren einfach mal Zeit nehmen und dir auf deine Frage antworten…
Ich bin nicht so kreativ im Entwickeln von Spielen und deshalb immer sehr dankbar, wenn es so etwas schon gibt. Hinzu kommt, dass ich oft in „Männerdominierten“ Seminargruppen unterwegs bin (meist Techniker), die von spielerischen Sequenzen wenig halten. Also, alles in kleinen „homöopathischen“ Dosen.
Aber in diesem Jahr habe ich aus vorhandenen Ideen etwas entwickelt und das sind meine Mutmacherkarten… 12 Postkarten mit jeweils einer Charakterstärke. Die ließen sich wunderbar zu Weihnachten versenden, ich kann sie im Coaching einsetzen oder für Teamentwicklung und jetzt tue ich auch noch ein gutes Werk damit. Sie sind so gut angekommen, dass einige Teilnehmer sie kaufen möchten und vom Erlös (Selbstkostenpreis) geht jeweils 1 Euro an die Aktionsgruppe der Welthungerhilfe. Solche Aktionen entstehen bei mir meist spontan.
Soviel heute von mir und ich wünsche dir einen tollen Jahreswechsel und freue mich auf weitere Impulse von dir.
Die Postkarten können bestellt werden unter info@koriath-consulting.com.
Cordula aus Hemmingen (bei Hannover schrieb):
Ja, ich verändere auf jeden Fall Spiele oder Übungen so, dass sie zu den Teilnehmenden oder zum Thema besser passen.
Eigene Spiele / Übungen entwickele ich eher selten, habe ich aber auch schon mal gemacht.
Schöne Grüße und einen fröhlichen Jahreswechsel! Vielen, herzlichen Dank für Deine regelmäßigen Newsletter. Ich profitiere sehr davon und freue mich über Deine tollen Ideen und Anregungen (die ich dann wieder an meinen Bedarf anpasse…)
Gertrud Ströble schrieb:
Liebe Zamyat,
ich finde es toll, dass du so genau erklärts, wie du auf Miro ein Spiel baust.
Ich bin zwar seit „Corona“ auch online unterwegs und probiere viel aus, aber meine Erfahrungen mit eingebetteten Programmen sind eher mau – es gibt immer Leute, die dann sagen, bei Ihnen gehe das nicht. Und technisch bin ich nicht versiert genug, dass ich da helfen könnte.
Mein Rezept für viel Abwechslung sind daher viele kleine Speed-Datings und Bewegungspausen, vor allem Augen- und Nackengymnastik.
Viele Grüße und danke für deine Newsletter-Anregungen