Im Moment scheint das Interesse an Online-Seminaren deutlich abgeflaut zu sein. Ich merke das seit dem Sommer, weniger Nachfragen, weniger Anmeldungen, weniger Bücher verkauft.
Das beobachte nicht nur ich so, sondern ich höre das auch von anderen Bildungseinrichtungen und Akademien, die Seminare zu dem Thema anbieten.
Ich erkläre es mir so, dass zum einen viele in den Sommermonaten auch wie ich zum ersten Mal wieder einen richtigen Urlaub gemacht haben und dass nun viele Trainer erst mal froh sind, dass sie wieder Präsenzseminare machen können. Viele haben ja nur notgedrungen mit Online-Seminaren begonnen, um überhaupt noch Geld zu verdienen und ihre Kunden zu versorgen, sehen aber ihre „eigentliche“ Arbeit in Präsenzseminaren.
Dazu noch einmal die Anregung: Nicht entweder – oder denken! Ein wenig in die Zukunft denken.
Nicht alle müssen sich wie ich komplett nur noch für Online-Seminare entscheiden.
Aber ich denke, jede Trainerin und jeder Trainer wäre gut beraten, sich auf beides vorzubereiten. Quasi beides in der Schublade zu haben und so relativ kurzfristig auf entsprechende Wünsche der Kunden eingehen zu können.
Denn viele Auftraggeber haben nun auch die Vorteile von Online-Seminaren erlebt, aber auch viele TrainerInnen und TeilnehmerInnen.
Und wir wissen auch nicht, wie lange der „Spaß“ noch dauert und Präsenzseminare möglich sind oder wieder eingeschränkt werden. Auch da ist es eine Absicherung, wenn du für den Fall gewappnet bist.
Dein Mindset ändern: Online-Seminare nicht als Not-Ersatz ansehen
Es hängt sicher von deinen bisherigen Erfahrungen mit Online-Seminaren ab, ob als Teilnehmerin oder Trainer. Viele finden es einfach anstrengend und eindimensional, ständig auf den Monitor zu starren und sich da mit Menschen auszutauschen.
Wenn du allerdings als Online-Trainerin fit bist und weißt, wie du interaktive Methoden einbaust, viel Wechsel hineinbringst von Aktivitäten und auch Visualisierung und Format – dann können auch vier Stunden wie im Fluge vergehen. Das bekomme ich immer wieder zu hören.
Ich selbst bin ja nicht ohne Grund komplett auf Online umgestiegen. Nicht nur, weil ich nicht mehr so viel herumfahren wollte. Sondern weil ich bei meinen Themen so viel intensiver und nachhaltiger mit meinen Teilnehmenden arbeiten kann, sie besser bei der Umsetzung begleiten kann und sie vor allem längere Zeit unterstützen kann als in einem kurzen zweitätigen Seminar, wo ich mal eben ein Methoden-Feuerwerk ablasse und sie dann entlasse. Und nie mehr mitbekomme, was sie umsetzen, wo es klappt und wo nicht, wo vielleicht noch Nachfragen sind etc.
Also, meine Idee ist, dass du auf drei Ebenen vielleicht deine inneren Gedanken überprüfen und vielleicht auch überarbeiten und ändern kannst.
1. Online-Seminare sind kein (schlechter) Ersatz für Präsenzseminare, sondern können eine ganz eigene Qualität haben.
2. Online-Seminare können die Zusammenarbeit mit deinen Teilnehmenden intensivieren und sie beim Transfer des Gelernten unterstüzen.
3. Online-Seminare können lebendig und interaktiv und müssen sich nicht auf eindimensionale Power Point Vorträge beschränken.
Zu den ganzen Punkten habe ich dir ja in meinem Newsletter und auf meinem Blog immer wieder konkrete Beispiele, Methoden und Tipps gegeben.
Es gibt einfach noch wenige TrainerInnen, die wirklich lebendige Online-Seminare geben, bei denen kein Mensch nachher mehr denkt: „Och, Präsenz wäre schöner gewesen. Da hätte ich mehr gelernt!“
Ich höre immer wieder, dass Teilnehmende erstaunt sind, wieviel Spaß es ihnen gemacht hat, wie „kurzweilig“ es war und wieviel sie gleichzeitig aber an Inhalt und Lernstoff aufgenommen habe.
Dazu lernen hält jung und fit
Daher meine Einladung: denk noch mal darüber nach! Überprüfe deine Glaubenssätze bezüglich Online-Seminaren (wie doof die sind, was die alles nicht können) und schau mal, was da doch alles möglich ist. Was deinen Auftraggebern hilft und deine Kunden untertützt. Und auch dir selbst durchaus Freude bereiten kann und nicht nur Stress mit Technik und „oje, das jetzt auch noch!“
Auch an diesem Punkt kann man wunderbar im Hirn umswitchen. Statt zu denken: „Ach so ein Mist, jetzt soll ich mich da auch noch einarbeiten!“ zu schauen: „Oh das könnte interessant sein! Und lernen hält das Gehirn fit und jung. Und ich bin dann anderen Kollegen voraus.“ Oder was auch immer für dich persönlich ermunternd ist.
Und jetzt widerspreche ich mir selbst?
Wie immer gibt es natürlich Ausnahmen und Besonderheiten. Ich kenne Kolleginnen, denen es einfach null Spaß macht, am PC zu arbeiten. Die ihr Laptop geradezu hassen und gerade mal notgedrungen E-Mails schreiben. Für die sind Online-Seminare dann wirklich nichts.
Hybrides Lernen
Oder ein Beispiel von mir, ich oute mich jetzt.
In letzter Zeit taucht ja immer wieder der Begriff „hybrides Lernen“ auf. Ich finde ja den Begriff schon sehr seltsam, assoziierte direkt „Hybris“ damit und das ist ja nix positives.
Aber ich bekam auch mit, es geht irgendwie um eine Verbindung von Präsenz- und Online-Seminaren. Ein Teil der Teilnehmenden ist online, ein Teil in einem Seminarraum präsenz. Hä?
Als ich das erste Mal von einer Kundin danach gefragt wurde (wie sie das methodisch regeln soll) war ich leicht konsterniert und meinte, das sei doch verrückt. Denn die im Präsenzraum hatten keine Laptops, die konnten also nicht die gleichen Methoden einsetzen wie die Online-Teilnehmer.
Das war so meine erste Verwirrung.
Dann habe ich mich jetzt beim Online-Trainer-Kongress/ Berlin schlau gemacht und bin in einem Workshop gegangen zum Thema hybrides Lernen. Und habe zumindest mitbekommen, welche Varianten es da auch gibt und vor allem auch als Trainerin. Ich kann online als Trainerin alles machen und managen oder eben in der Präsenzgruppe – oder wir machen es zu zweit.
Abgesehen davon, dass es natürlich ein ganz anderer technischer Aufwand ist (Kameras fürs Flipchart, großer Wandmonitor für die Präsenzräume etc. etc.) ist es auch methodisch eine große Herausforderung. Als besonders wichtig wurde betont, eben die zwei Teilnehmergruppen zusammenzubringen.
Da ich aber schon vor Jahren entschieden habe, keine Präsenz-Seminare mehr zu geben (und es gibt ja Gründe dafür) ist mir durch den Workshop klargeworden: „Ne, hybride Seminare sind auch nichts für mich.“ Denn da müsste ich ja doch wieder herumreisen und das auch noch mit Technik-Equipment, was mit dem Zug völlig unmöglich ist. Also sagte ich fröhlich vor über 100 Teilnehmern: „Never ever!“ Und in einem Atemzug hinterher: „Frag mich in einem Jahr noch mal.“
Denn ich kenne mich ja ein wenig und weiß, dass ich oft erst mal gesagt habe „Ach ne, das mach ich nicht, das kauf ich nicht, das lerne ich nicht.“ Und dann später höllenbegeistert war. (Ich denke da an so Dinge wie Anrufbeantworter und Fax. Meine Kollegin war da immer ganz schnell, ich brauchte immer ein Weilchen – und war dann Feuer und Flamme. Bis hin zu Online-Seminaren).
Soweit meine ersten Ideen dazu.
Vielleicht gibt es ja Trainer, die ganz begeistert sind von hybriden Seminaren. Ich merkte nur gestern in einem Gespräch mit einer Freundin und Kollegin, dass ich ihr auf ihre Frage: „Wozu ist das gut? Wozu gibt es das?“ nicht wirklich antworten konnte.
Klar ist, dass es für Trainer eine noch viel größere Herausforderung ist. Und was die Teilnehmer davon haben, dass sie halbe / halbe sind, ist mir eben auch nicht klar.
Also, wenn du das anders siehst oder auch schon Erfahrungen damit gemacht hast, gerne in den Kommentar schreiben. So lernen wir alle voneinander.
Moin, moin liebe Zamyat,
hybride Erdhaftinare gebe ich seit letztem Sommer und musste mich erst einfuchsen. Letztes Jahr lief keine einzige naturpäd. Fortbildung, alles wurde auf „nächstes Jahr“ verschoben. Bis die erste Anfrage kam, ob man denn z. B. Waldpädagogik auch hybrid machen könne. Also, hingesetzt, getüftelt, mit der Kundin hin und her telefoniert. Und ja, das geht. Aufwändiger, zeitintensiver in der Vorbereitung. Kostenintensiver und aufwändiger auch für meine Kundin, die die Übungstütchen an die Teilnehmenden senden musste. Und ich saß vorher abends, guckte eine Schnulze und sortierte Übungen in Reihenfolge auf A6 Zettelchen (vorher geschnitten), tütete sie in zwei Beutelchen ein. Damit die Teilnehmenden sie mit nach draußen nehmen konnten und die Reihenfolge hoffentlich einhielten… Dazu noch eine Liste mit Dingen, die sie draußen brauchen würden und noch ein, zwei weitere Dingelchen.
Meine Teilnehmenden haben zwei Zoom-Zeiten mit mir gehabt und eine Allein- oder zu zweit-Phase im Wald/Park etc. in der sie ausprobierten, was ich normalerweise draußen anleiten würde. Was fehlte, waren die Reflektionen. Das klappte im Nachhinein schon, aber ist vor Ort nach jeder Übung natürlich frischer. Also, es war anders und doch gut. Dennoch würde ich bestimmte Fortbildungsinhalte – wie z. B. naturpäd. lieber vor Ort draußen mit einer Gruppe durchführen. Aber es geht halt auch hybrid.
O weia, bei deinem Thema ist es natürlich besonders tragisch, wenn keine Präsenz-Seminare mehr stattfinden können.
Toll, wie du da trotzdem Lösungen gefunden hast. Man kann ja in der Tat die Menschen auch alleine in den Wald schicken mit bestimmten Aufgaben. Das habe ich sogar schon vor meiner Online-Zeit gemacht.
Und reflektieren kann man ja später gemeinsam online. Sie können sich ja direkt im Wald Notizen machen.
Oder sogar live ins Handy sprechen oder sich alle zur gleichen Zeit übers Handy einloggen und ihr könnt euch austauschen? Kommt mir gerade als Idee.
Dann können sie zwar nicht schreiben, aber für einen direkten Austausch reicht es doch.
Hybride Seminare bedeutet eigentlich, dass gleichzeitig ein Teil der Gruppe präsenz und ein Teil online teilnehmen.