Anregende Experimente und Gedankenflüge
Was haben KI, Suggestopädie und Sprachenlernen miteinander zu tun?
Ein Video Sprach-Experiment
Keine Bange, es geht jetzt nicht um Technik und das tausendste KI-Tool, das gerade durch die Social Media geistert.
Ein kleines Experiment hat bei mir eine Ideen-Kette angestoßen, die ich mit euch teilen will.
In der Technik-Mentor-Gruppe hat Frank Katzer angeboten, ein kurzes Video von uns mit einem KI-Tool in eine andere Sprache zu übersetzen.
Also keinen Text übersetzen, sondern ich spreche dann in dem Video in der anderen Sprache, vor allem auch mit der entsprechenden Mundbewegung.
Ich habe ihm ein Reel über das Thema Lernlandschaft geschickt und mir Türkisch gewünscht.
Als ich das bearbeitete Video dann das erste Mal anschaute, war ich erst ein bisschen entsetzt. So klingt meine Stimme? Und ich sprach so schnell…
Aber dann schaute ich es mir immer wieder an, erkannte das ein oder andere türkische Wort und fand es immer witziger und netter. Inzwischen bin ich hellauf begeistert.
Hier kannst du dir das Video anschauen und vor allem anhören.
Es ist wirklich lustig.
Allerdings ist es nur ein kleiner Ausschnitt, macht daher inhaltlich nicht so viel Sinn (falls jemand von euch Türkisch kann). Hier in der Türkei waren alle begeistert, Nadir, in dessen Bungalow-Anlage ich gerade wohne, hat sich kaputt gelacht und ein anderer Freund meinte, das sei „Istanbul-Türkisch“.
Ideen, wie ich das für das Lernen nutzen kann
Suggestopädisch Sprachen lernen
Das Modell der Suggestopädie ist ja ursprünglich zum Sprachenlernen entwickelt worden. Ein Grundelement ist der „Identitätswechsel“. Das bedeutet, du bekommst einen Namen in der zu erlernenden Sprache und einen Beruf. So machst du dich schon mit dem Klang der Sprache vertraut, lernst vielleicht sogar schon kulturelle Besonderheiten kennen.
Ein weiterer Grund ist, dass du mental anders an das Lernen herangehst: Als Boriška kann ich natürlich Ungarisch!
Mit so einem übersetzten Video erlebe ich mich schon tatsächlich Türkisch-sprechend, die Lernbarriere ist also nicht mehr so hoch. Es wird mir vertraut, dass türkische Wörter aus meinem Mund kommen. Und unbewusst nehme ich wahr: Ich spreche Türkisch ganz wunderbar!
Manifestieren
Im gleichen Zusammenhang dachte ich ans „Manifestieren“ oder auch andere Formen von mentalem Training. Da stellst du dir innerlich vor, wie du dein Ziel schon erreicht hast, erlebst es möglichst mit allen Sinnen und den entsprechenden Gefühlen.
Durch so ein Video wird das ja noch viel eindrücklicher. Ich erlebe mich laut und deutlich, wie ich die Sprache schon kann und spreche. Das hat sicher noch einmal eine viel tiefere Wirkung.
Birkenbihl Methode
Vera F. Birkenbihl hatte ja auch eine Methode zum Sprachlernen entwickelt, wo du unter anderem ständig im Hintergrund Texte oder Lieder in der Sprache laufen lässt. Um die Situation zu spielen, wie du es als Kind erlebst, wenn du deine Muttersprache lernst. Da hörst du ständig um dich herum, wie alle Leute sprechen und zwar viel mehr, als du anfangs schon verstehen kannst. Aber du bekommst das Klangbild mit, unbewusst auch schon Elemente der Grammatik etc.
Muttersprachelernen läuft eben zum Glück nicht so künstlich ab wie das Sprachenlernen in der Schule, wo du nach und nach „passende“ Häppchen lernst, dazu abstrakt die Grammtik und den Satzbau. Sondern du bekommst die komplette Sprache mit – und pickst dir das raus, was du gerade verstehst und brauchen kannst.
Andere Verwendungen
Falls das Tool wirklich gut übersetzt (das kann ich noch nicht beurteilen) ist es natürlich auch für ganz viele andere Anwendungsbereiche denkbar und sinnvoll.
Du kannst Videos für Zielgruppen mit anderer Sprache erstellen, ob du ein Produkt erklärst oder Videos für Seminare erstellst oder was auch immer.
Das alle lässt schon ahnen, welche ungeahnten Möglichkeiten die KI tatsächlich auch für unsere Arbeit birgt…
Das nur mal als kleines Gegengewicht zu den Stimmen, die als erstes immer schreien: „KI ist gefährlich!“
Wie ich schon früher schrieb. Es ist ein Werkzeug und es hängt immer vom Menschen ab, wie er ein Werkzeug nutzt.
Im übrigen sind das meistens Menschen, die überhaupt noch nichts damit gemacht haben, kein einziges Tool kennen oder gar nutzen, sondern eben mal was drüber gehört oder gelesen haben.
Dagegen kenne ich viele Kollegen, die schon begeistert berichten, wie ihnen das die Arbeit erleichtert, Zeit spart etc.
Soweit bin ich noch nicht, ich bin noch in der fröhlichen Kennenlernphase, aber so ein erstes Kennenlernen ist ja auch immer charmant und spannend.
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