Lobst du dich schon mal selbst? Oder gehst du eher kritisch mit dir um?
Und wie handhabst du es mit deinen Teilnehmern, Kindern, Freunden?

Dieses Thema begegnet mit immer wieder, bei mir selbst und bei meinen Teilnehmenden der Online-Trainer-Ausbildungen.
Nach ihren Übungspräsentationen lasse ich sie immer erst mal ein Eigen-Feedback geben, ehe ich meins gebe. Wie es Ihnen während der Übungspräsentation ging, was ihnen gefallen hat, was sie vielleicht noch bearbeiten wollen.

Da höre ich dann häufig: Ach, ich war total unsicher. Das und das hat mir gar nicht gefallen, hier war ich zu schnell, mit der Technik, das muss ich noch üben etc.

Einiges davon stimmt (das mit der Technik muss jeder üben, üben, üben, durch Zuschauen lernt man das nicht, sondern nur durch praktisches tun), anderes wiederum gar nicht. Aber selbst wenn. Worauf lege ich den Fokus bei meinem Feedback? Auf die Dinge, die noch nicht so gut geklappt haben? Oder auf die Aspekte, die ich positiv und entwicklungsfähig fand?

Dazu fällt mir ein Seminar ein, eins meiner allerersten Firmenseminare zum Thema Beziehungsmanagement. Der Geschäftsführer bat mich in einem Vorgespräch, u.a. das Buch von Dale Carnegie: „Wie man Freunde gewinnt“ zu lesen. Ich war ziemlich verblüfft, was hatte das mit Verkaufsgesprächen zu tun?

Ich las es dann am türkischen Strand und war wiederum verblüfft. Zum einen ging es in dem Buch wirklich um Geschäftskontakte, zum anderen fand ich seine Thesen sehr nachdenkens-wert. Und habe daraufhin erst einmal bei mir und in meiner Biographie nachgeprüft, was mich in meinem Leben weitergebracht hat.

Negative Wirkung von Kritik


Denn das 1. Prinzip, das er nennt, ist „Keine Kritik!“ Ich schreibe das jetzt aus der Erinnerung, aber es hatte mich so beeindruckt, dass ich das Wichtigste wohl noch weiß. Denn die Kritik ruft selten die gewünschte Veränderung beim anderen hervor. Entweder fühlt sich der anderen dadurch schlecht und klein, wird unsicher und macht noch mehr Fehler, oder er fühlt sich angegriffen und geht in die Verteidigung, rechtfertigt sich und es gibt Streit.

Dagegen bringt er Beispiele, wo andere Menschen trotz teilweise schwerwiegender Fehler ermutigt wurden oder ihnen auf freundliche Weise Dinge nahegebracht wurden – und die Fehler wurden geringer oder verschwanden.

Daraufhin habe ich es mir erst einmal bei mir selbst angeschaut.

Ich bin in einem ziemlich autoritären Elternhaus aufgewachsen und ich kann mich nicht an Lob und Anerkennung erinnern, sondern nur an Kritik und sogar Strafen. (Ich wundere mich noch heute, dass trotzdem etwas aus mir geworden ist J, habe aber auch lange daran geackert).

Unter Druck werde ich aber immer schlechter. So war die Schule für mich ein ziemlicher Albtraum, wo ich mich irgendwie durchlavierte. Auch im Studium fehlte mir noch jegliches Selbstbewusstsein und das Gefühl, irgendetwas gut zu können.

Einige Schlüsselsituationen fallen mir ein, die die These von Carnegie bestätigen. Hier nur ein Beispiel.

Wirkung von Ermutigung

Ich war einmal auf einer Kunstausstellung und sah dort Bleistiftzeichnungen, die mir gefielen. Natürlich war kein Denken dran, mir so etwas zu kaufen von meinem kleinen Bafög und ich setzte mich zu Hause hin und fing zum ersten Mal an zu zeichnen. Den Blick in den Hinterhof, Ziegelstein für Ziegelstein der Häuser.

In dem Bild waren sicher tausend Fehler, ich hatte keine Ahnung von Perspektiven, Schatten oder sonst was. Eine Freundin von mir, die Kunst studierte und Malerin wurde, sah es sich an und ermutigte mich, weiterzumachen. Später besuchte ich Malkurse und brasselte also weiter und blieb dran. So dass auch heute noch Malen zu meinem geliebten Hobby gehört.

Hätte sie mich damals nur auf all die Fehler hingewiesen, hätte ich sicher gleich entmutigt aufgehört und nie mehr einen Stift oder gar Pinsel in die Hand genommen.

Umso mehr ich in meiner Biographie forschte, wurde mir klar: Ich bin nur durch Ermutigung weitergekommen. Und zwar sehr weit. Was wohl meine Eltern und Lehrer im Leben nicht für möglich gehalten hätten. Weil es zum Glück auch Menschen gab, die einen Fokus auf das richteten, was sie in mir erkannten, was ich gut konnte oder lernen konnte.


Und bei der Arbeit


Nach der ersten Lektüre damals habe ich vor allem auch sofort in meinem Alltag und bei der Arbeit darauf geachtet. Und mich beispielsweise bei den Übungspräsentationen der Teilnehmer auch erwischt, wie ich sie viel mehr darauf hinwies, was noch nicht so klappte, wo sie eine Methode nicht ganz richtig angewandt hatten (Böhh, man kann Methoden tausendfach verändern!!) oder sonst was.

Mir fiel es wie Schuppen von den Augen und ich übte regelrecht, das Gelernte direkt umzusetzen. Zu schauen, wo der gute Ansatz war! Sie vor allem zu loben, dass sie sich getraut haben und es gemacht haben, vor allen das mal zu testen und auszuprobieren. Gerade auch jetzt bei den Online-Trainer-Ausbildungen. Wenn jemand noch nie ein Webinar gehalten hat, gibt es anfangs tausend Dinge zu beachten. Nicht nur abwechslungsreiche und interaktive Methoden, sondern die technische Bedienung, gleichzeitig den Kontakt mit den Teilnehmern halten, in die Webcam schauen etc. etc.

Indem ich das positiv hervorhebe, was gut war (beispielsweise schöner methodischer Aufbau, Einbeziehung der Teilnehmer durch aktivierende Methoden etc.) stärke ich genau das, was sie lernen sollen. Und wenn das mit dem Film-Abspielen nicht so gut geklappt hat, dann hat sie das eh selbst gemerkt und wird es vor dem nächsten Mal üben, wie das geht.

Für uns Deutsche wohl besonders schwierig


Ich glaube, dass uns Deutschen das ganz besonders schwerfällt. Wir sind dermaßen kritisch! Und sagen das auch sofort immer und überall.

Wenn jemand „positiv denkt“, belächeln wir das als esomäßig.

Ich habe mal gelesen, dass wir Deutschen daher in anderen Ländern, beispielsweise in den USA, oft als unfreundlich und unhöflich angesehen werden. Auch bei beruflichen Besprechungen. Weil wir so hemmungslos mit der Tür ins Haus fallen. Wir dagegen finden das amerikanische Gebaren: „Ich bin großartig und wundervoll!“ kindisch und völlig übertrieben.

Es gab durchaus immer wieder Situationen, wo ich schwankend wurde und dachte: „Aber auf diesen Fehler muss ich doch hinweisen!“ Weil wir irgendwie im Hirn haben, dass sich der sonst festsetzt.

Doch wenn ich an meine Schulzeit denke, wo nur die Fehler rot angestrichen wurden, sieht das wieder anders aus. Sicher hätte mir mehr geholfen, wenn die Lehrer beispielsweise grün angestrichen hätten, was ich gut gemacht habe. Eine Formulierung im Deutschaufsatz, die besonders gut gelungen war. (Wobei Deutsch und Musik die einzigen Fächer waren, in denen ich gut war J).

Was ist das Ziel?


Wenn wir schauen, worum es denn eigentlich geht, nämlich andere in ihrer Entwicklung und beim Lernen zu fördern, dann ist es in der Tat lohnend, das einmal kritisch zu untersuchen. Welches Verhalten ist da hilfreicher? Das Positive bestärken oder an den Schwächen herumzukritisieren? Wir sagen das oft, „die Stärken stärken“, aber wirklich umsetzen tun es wohl die wenigsten.

Auch ich will da nun wieder verstärkt drauf achten, wie ich meine Teilnehmer noch mehr unterstützen kann. Oft ist es auch die Art der Wortwahl und Formulierung, ob sie ermutigt oder entmutigt. Aber auch der eigene Fokus. Richte ich den auf die vielversprechenden Ansätze oder schaue ich nur auf das, was noch nicht so klappt?

Und bei sich selbst?

Wie sprichst du mit dir selbst? Wie urteilst du über dich selbst?

Hier fängt es natürlich an und hier kannst du das auch wunderbar üben! Hör mal deiner inneren Stimme zu, wie sie an dir rummäkelt und dich beschimpft. Wann lobst du dich mal? Klopfst dir auf die Schulter und sagst: „Mensch, das habe ich aber wieder toll hinbekommen!“

So wie es die Übung mit dem Dankbarkeits-Tagebuch gibt, die auch den Fokus auf das Schöne richtet, so kannst du auch mal ein Lob-Tagebuch führen. Abends aufschreiben, was du alles Tolles gemacht hast. Wo du anderen geholfen hast, inspiriert hast, irgendetwas schön gestaltet hast – was auch immer.

Nimm es als Training, dass du dann auch leichter auf andere ausdehnen kannst.

Es ist ja ein Kreislauf. Nach Lob und Anerkennung fühlt man sich besser, und wenn man sich besser fühlt, hat man mehr Energie, dann fluppt alles besser und man hat noch mehr Erfolge!

Eine Übungswoche


Solche Dinge muss man tatsächlich trainieren. Nimm dir eine überschaubare Zeit vor. Schreib dir dein Lob am Abend auf, du darfst dich aber auch zwischendurch jederzeit loben.

Wenn du merkst, wie die innere kritische Stimme wieder loslegt, schick sie raus! Mir hilft es, solchen inneren Teilen einen witzigen Namen zu geben. Damit schafft man Distanz und verharmlost sie auch ein bisschen. Sag ihm oder ihr dann: „Also lieber XY, du hältst jetzt die Klappe und gehst draußen spielen. Da kannst du weiter meckern, aber ich habe hier erst mal Spaß!“ Oder was auch immer deine Formulierungen sind.

Es geht vor allem darum, es wahrzunehmen und bewusst zu machen. Zu stoppen, was uns nur schwächt und zu fördern, was uns hilft. Uns gut zu fühlen und eine gute Arbeit zu machen.

Wie sieht es aus? Lässt du dich auf dieses Abenteuer ein?

Und natürlich interessiert mich auch deine Meinung zum Thema. Geht es dir wie mir, dass du erst einmal denkst: „Das geht doch gar nicht!“ Oder denkst du sofort, klar, da scheint was dran zu sein, ich probier das mal!

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