Im Anschluss an eins meiner Webinare, die ich für Kunden von edudip durchgeführt habe: „Online besser schulen als in Präsenz!“ ergab sich eine interessante Diksussion bei LinkedIn.

Sind Energizer nur was für „Kuschelpädagogik“?

Im Anschluss an eins meiner Webinare, die ich für Kunden von edudip durchgeführt habe: „Online besser schulen als in Präsenz!“ ergab sich eine interessante Diksussion bei LinkedIn.

Ein Teilnehmer hatte das Webinar lobend erwähnt und dass er viele Anregungen und Methoden mitnehmen konnte, obwohl er bisher zu klassischen „Weiterbildungs-gekuschele-Spielen“ keinen Draht hätte.

Daraufhin musste ich natürlich antworten und so ging es lebhaft hin und her.

Und mir wurde noch einmal bewusst: Viele Menschen, die Schulungen und Trainings in Unternehmen durchführen, sind ja keine Trainer, sind keine Pädagogen, sondern wie er auch schrieb, „naturwissenschaftlich orientierte Menschen“.

Doch muss sich das wirklich widersprechen?

 

Müssen Firmen-Schulungen langweilig und trocken sein?

Müssen Firmen-Schulungen sich mit trockener Wissensvermittlung, Zahlen, Daten, Fakten begnügen, weil sie sonst nicht ernst genommen werden? Oder sich die Trainer sonst selbst komisch vorkommen?

Es ist eben vielen nicht bewusst – weil sie es selbst auch nie anders erlebt haben – dass interaktive Methoden und auch Energizer nicht nur was für Montessori-Schüler sind, sondern das Leben und Lernen für Alle erleichtern.


Unser Gehirn ist nun einmal sehr vielschichtig, braucht Abwechslung, damit wir uns besser konzentrieren können. Immer das Gleiche führt einfach zu Ermüdung und Unkonzentriertheit. Und wenn dann „das Gleiche“ auch noch langweilig ist und in Form von betreutem Lesen (= PowerPoint-Vorträge) stattfindet, kann man es sich eigentlich gleich sparen.

Dann lieber einen Text zum Lesen verschicken, dann kann wenigstens jeder in seinem Tempo lesen.

Um es auch in Firmen-Schulungen für Trainerinnen und Teilnehmende zu erleichtern, möchte ich in diesem Newsletter daher noch einmal das Thema „Brückenschlag“ vorstellen.

Den Begriff habe ich in meinem Buch: „Das tanzende Kamel“ entwickelt, wo es um Energizer, Spiele und Bewegung geht. Dort habe ich bei vielen Methoden und Spielen einen sogenannten Brückenschlag eingesetzt.

 

 

Was bedeutet „Brückenschlag“?

 

Das bedeutet:

Das Spiel, der Energizer, die Bewegungsübung steht in einem Zusammenhang mit dem Fachthema, um das es im Seminar gerade geht.

Diesen Zusammenhang kann man auf unterschiedliche Weise herstellen:

1 Der Titel heißt einfach anders (das reicht manchmal schon) und man nennt es eben auch nicht Spiel (und schon gar nicht „Spielchen“, denn das ist per se abwertend), sondern Methode oder Übung,

2  Du gestaltest die Anmoderation entsprechend anders (dazu weiter unten ein Beispiel, wodurch ich überhaupt auf die Idee des Brückenschlags kann) oder

3 Der ganze Text wird verändert

Doch das eigentliche Spiel bleibt dabei gleich.

Ich zeige dir hier für jede Variante ein Beispiel:

 

 

1 Titel einfach umbenennen

Beispiel Turn-Rezept

Bei dem Beispiel, das ich bei einem unserer Freitagstreffen mit Wiebke kennegelernt habe, haben wir als Beispiel „Plätzchen backen“ genommen. Dabei geht es um Konzentration, wo man schnell bei bestimmten Worten eine bestimmte Bewegung machen muss.
Wird eine Zahl genannt, mit beiden Armen wedeln, bei einem Plural umdrehen und bei einem Artikel (der, die, das) einen Arm anheben.

Da ist also höllische Konzentration gefragt. Hier kannst du es dir anschauen.

 

 

Doch das kann ich auch mit jedem Fachthema machen.

Dann mache ich erst einmal das Original (Plätzchen backen), um die Regeln und den Verlauf kennenzulernen.

Und dann nennst du es eben anders. Bei meiner Online-Trainer-Ausbildung könnte ich es dann Turn-Webinar-Planung nennen. Dann erläutert A kein Backrezept, sondern seine Webinar-Planung und der andere macht die entsprechenden Bewegungen.

 

Zusatz-Tipp
Solltest du gerade leicht depressiv sein oder schlechte Laune haben, dann schau dir das Video an. Vor allem in der zweiten Hälfte habe ich mich gerade beim nochmal Anschauen schlapp gelacht!

 

 

2 Die Anmoderation verändern

Beispiel: Besuch im Zoo

Durch dieses Spiel bin ich zufällig auf das Thema „Brückenschlag“ gekommen.

Wir hatten dieses höchst alberne und sehr laute Spiel in einem Seminar durchgeführt und ich hatte zur Anmoderation ganz spontan und ohne vorher über Brückenschläge oder anderes nachzudenken gesagt:
„Wir haben uns ja mit dem Thema Motivation befasst und wie wir es schaffen, konzentriert und motiviert an unseren Zielen dran zu bleiben. Bei diesem Spiel könnt ihr das noch einmal üben: Ganz konzentriert in eurer Rolle bleiben und euch von den anderen nicht ablenken lassen.“

Am Ende des Seminars meinte dann ein Teilnehmer bei der Auswertung, dass ihm dadurch etwas ganz Entscheidendes klargeworden ist und er dadurch am meisten gelernt hat.

Da hat es bei mir Klick gemacht, dass es sinnvoll ist, solche Brückenschläge anzubieten.

 

 

3 Den Text verändern

Beispiel: Der chinesische Morgengruß

Beim chinesischen Morgengruß machen wir zusammen Dehnungs-Bewegungen, wozu gleichzeitig gesprochen wird.

„Ah, die Sonne geht auf, ich öffne das Fenster…“

Diesen Text kannst du komplett umtexten passend zu deinem Seminarthema. Hier das Beispiel „Zeitmanagement“.

Aber auch hier mache ich es oft so, dass ich zuerst das Original mache und anschließend den Brückenschlag zum Thema.

In Präsenz-Seminaren habe ich diese Methode oft als Einstieg in den 2. Tag gemacht, am liebsten draußen auf der Wiese. Dann haben sich alle mal gedehnt und gebeugt und geatmet – und sind anschließend wach und konzentriert dabei.

 


 

 

Die üblichen Verdächtigen

Ich habe ja schon oft über Energizer, Spiele und Bewegung geschrieben, warum sie wichtig sind, wie sie das Lernen unterstützen.
Und auch immer wieder auf die Argumente eingegangen:

Bei meinem Thema passt es nicht.
– Bei meiner Zielgruppe geht das nicht.
– Es passt nicht zu mir.
– Ich kann das nicht anleiten.
usw.

Wir können aber gerne in den Kommentaren oder in den Social Media weiter darüber diskutieren.

Ich kann nur nach wie vor nach über 40 Jahren Trainings-Erfahrung sagen:

Wenn du weißt, warum du es machst und selbst 100%ig dahinter stehst, kannst du ALLES mit ALLEN machen. Und 95% finden es im Nachhinein klasse, selbst wenn sie zu Seminarbeginn explizit gesagt haben: „Bloß keine Spielchen“. (Öfter in Präsenz-Seminaren erlebt J)

 

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