Zu Seminarbeginn
In vielen Webinaren werden die Teilnehmer anfangs gebeten in den Chat zu schreiben, woher sie denn kommen. Das ist dann der Einstieg und das Kennenlernen, danach kommt dann der Power Point Vortrag.
Ganz selten nur werden überhaupt die Erwartungen abgefragt, das Thema, worum es hier in diesem Beitrag geht. Und wenn, dann eben auch meist mit der Frage, die Sie eben möglichst nicht stellen sollten:
Diese Frage sollen Sie nicht stellen: „Was sind Ihre Erwartungen?“
Warum Sie diese Frage nicht stellen sollten? Dafür gibt es einige Gründe – vorausgesetzt, Sie sind ehrlich daran interessiert zu erfahren, was Ihre Teilnehmer brauchen.
Denn dann wird Ihnen diese Frage nicht unbedingt konkrete Informationen liefern.
Auch ich habe so angefangen und dann kamen dann so erhellende Antworten wie: „Ich will was Neues lernen“, „Ich erwarte Anregungen für meine Arbeit“ etc. Also viel zu unkonkret. Ganz furchtbar fand ich immer die Antwort: „Ich lass mich überraschen!“
Hallo? Warum bucht so jemand eine Fortbildung? Weil er sich langweilt und Überraschung sucht?

In Präsenz-Seminaren
Erlauben Sie mir einen kleinen Ausflug in die Welt der Präsenzsseminare, denn das macht grundsätzlich keinen Unterschied für das, was ich hier deutlich machen möchte.
Zu Seminarbeginn
Die simpelste Form ist es, die Teilnehmer nach ihren Erwartungen an das Seminar zu fragen. Und sie dann reihum antworten zu lassen.
Das macht natürlich niemand mehr. (Hoffentlich)
Eine Variante kam dann später ins Seminargeschehen, da wurde dann auch nach den Befürchtungen gefragt. Was erwarten Sie? Was befürchten Sie?
Abwandlungen davon: Was möchten Sie hier auf keinen Fall erleben?
Die Antworten schrieben die Teilnehmer dann auf Moderationskarten, hängten diese anschließend nach und nach an eine Pinwand und erläuterten sie.
Und dann?
Wenn Teilnehmer nach ihren Erwartungen gefragt werden und mündlich oder schriftlich antworten, sollten Sie natürlich auch darauf eingehen.
Dass ich diese oben beschriebene Vorgehensweise nicht so ganz prickelnd finde, wird wohl deutlich. Daher stelle ich weiter unten einige Methoden vor. Und erkläre Ihnen auch, warum ich diese Art von Fragen nicht so zielführend finde.
Erwartungen mit der Seminarplanung abgleichen
Noch eins vorweg: Diese Erwartungsabfrage verbinde ich immer damit, die Seminarplanung vorzustellen. Um dabei zu zeigen, auf welche der Erwartungen ich eingehen kann und welche nicht ins Seminar passen. Aber auch um zu schauen, wo können wir vielleicht in der Planung etwas ändern, weil alle ein konkretes Problem haben, das so nicht eingeplant war.

Das zeigt dann auch für die Teilnehmer der Nutzen der Erwartungsabfrage. Denn wenn ich sie nur frage und dann überhaupt nicht darauf eingehe, ist das zumindest für die Teilnehmer unbefriedigend, auch wenn es mir vielleicht wichtige Informationen liefert.
Warum ist es sinnvoll, die Teilnehmer-Erwartungen abzufragen?
1. Sie möchten wissen, welche Erwartungen die Teilnehmer haben, um darauf möglichst konkret eingehen zu können.
Wenn Sie also gerne wissen möchten, mit welchen Erwartungen die Teilnehmer im Seminar sind, dann setzen Sie eine entsprechende Methode ein. Die Ihnen die Informationen liefert, die für Sie wichtig sind.
2. Es geht Ihnen vor allem darum, dass die Teilnehmer sich selbst bewusst machen, warum Sie die Fortbildung besuchen, damit sie fokussiert arbeiten und einen möglichst großen Nutzen daraus ziehen können.
Sie können diese beiden Aspekte sicherlich auch miteinander verbinden, denn sie sind ja beide relevant, damit sie gut zusammenarbeiten können.
Alternativen zu der Frage
Hier nun also einige Beispiele, wie Sie die Erwartungen der Teilnehmer erfahren können und von vorneherein verhindern, dass sie mit solchen Allgemeinplätzen antworten.
Das kann sehr kurz und simpel passieren.
1. Mit einer Umfrage
Wohl alle Webinar-Räume haben ein Umfrage-Tool, wo Sie ganz konkrete Fragen stellen können.

Hier mein Beispiel von edudip mit Video.
Sie können dort beispielsweise alle Schwerpunkte des Seminars auflisten und die Teilnehmer bitten, die für sie zwei wichtigsten Punkte auszuwählen.
Hilfreich kann dabei sein, dass sie einen Punkt aufnehmen: „was ganz anderes“ und dazu schreiben, das dann bitte im Chat zu ergänzen.
2. Mit der Vier-Ecken Methode
In diesem Beitrag habe ich die Methode zum Thema Vorerfahrungen eingesetzt.
Statt zum Kennenlernen und Vorerfahrungen klären wie in dem verlinkten Beispiel können Sie dort auch konkrete Vorschläge zum Thema Erwartungen reinschreiben.

3. Ankreuzen oder Umkringeln
Auch hier können Sie ein Beispiel anschauen. Dazu müssen Sie etwas nach unten scrollen.
Der Punkt ist bei all den Methoden, dass Sie eben nicht eine offene Frage stellen, sondern konkrete Auswahlmöglichkeiten bieten, wozu sich die Teilnehmer dann äußern. Damit helfen Sie den Teilnehmern, weil Sie sich daran orientieren können und für sich selbst Klarheit schaffen können. Und Sie selbst bekommen die Informationen, die Sie brauchen.
Zum Seminarende
In den schon oft zitierten Webinaren, wo die Teilnehmer mehr oder weniger nur einem Power Point Vortrag lauschen dürfen und ab und zu vielleicht einmal etwas in den Chat schreiben dürfen, kommt dann oft zum Schluss die Aufforderung:
Gibt es noch Fragen? Dann schreiben Sie die bitte in den Chat.
Das erlebe ich im Übrigen auch oft während des Webinars und auch ich selbst frage schon mal nach einem Input danach. In der Regel kommt da nicht viel, ob mittendrin oder am Ende.
Warum?
Weil auch das wieder viel zu allgemein ist.
Weil sich viele dann auch nicht wirklich trauen. Es ist immer nur ein Bruchteil
der Teilnehmer, die dann da was schreibt. Und da höre ich dann oft als Antwort:
„Das können wir jetzt hier in dem Rahmen nicht klären, das braucht etwas mehr
Zeit.“ Und dann folgt ein Hinweis auf ein Programm, das verkauft werden soll
oder eine Coaching-Stunde.
Aber selbst wenn auf die Fragen eingegangen wird: es ist komplett unstrukturiert, für andere vielleicht überhaupt nicht interessant und für den Trainer durchaus auch eine Herausforderung, weil er sich ja auf nichts vorbereiten konnte.
Was gibt es für Alternativen?
Ehrlich gesagt stelle ich Ihnen hier nun keine tolle Wundermethode vor. Denn mir behagt der komplette Ansatz nicht. Solche Seminare, in denen die Teilnehmer 30-60 Minuten stumm sind und meinem Vortrag lauschen, gebe ich nicht.
In meinen Webinaren sind die Teilnehmer immer wieder aktiv eingebunden und beteiligt. Im Chat, auf dem Whiteboard, auf Folien und vor allem können sie auch sprechen.
Das bedeutet, wenn Fragen da sind, werden die konkret an der
Stelle gestellt, wo sie auftreten. Dann kann ich sie konkret beantworten. Und
dann brauche ich am Ende eine solche Frage gar nicht zu stellen.
Und wenn doch, dann ist die Atmosphäre durch die andere Art der Zusammenarbeit
so offen (und ich arbeite eh nur mit kleinen Gruppen), dass auch hier noch ehrliche
Fragen kommen können.
Ansonsten beende ich die Webinare immer mit einer kreativen Auswertungsmethode, wo ich auch noch einmal eine Rückmeldung und Informationen bekomme.

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