Ich kann gut verstehen, dass viele Trainer-Kolleginnen und –Kollegen so langsam verzweifeln. Gerade freuten sie sich, dass sie endlich wieder Präsenz-Seminare geben konnten und zack, ist es auch schon vorbei oder droht zumindest der nächste Seminar-Lockdown.
Ja, und klar, ich empfehle nach wie vor, sich zukünftig zweispurig aufzustellen. Deine Seminarthemen auch als Online-Variante aufzubereiten, so dass du je nach Situation beides zur Hand hast. Präsenz-Seminar und Online-Seminar.
Neben Verzweiflung gibt es aber auch Trotz. „Nein! Keine Online-Seminare! Ich WILL ES NICHT!! Passt nicht zu mir. Geht nicht bei meinem Thema. Ich lass mich doch nicht zwingen!“
Etwas tiefer schauen
Dann kannst du mal schauen, woher dieser starke Widerstand kommt.
1. Hast du Angst, die Technik nicht zu bewältigen, die mit Online-Seminaren einhergeht?
2. Oder befürchtest du, dass du das, was du besonders gut kannst, online nicht so transportieren kannst? Dass deine besonderen Stärken so nicht sichtbar werden und deine Seminare online daher nicht so gut werden?
3. Oder denkst du, dass dein konkretes Thema online wirklich wirklich nicht geeignet ist?
Das alles sind sehr gute Überlegungen, denn dahinter steckt dein Bedürfnis, deinen Kunden wirklich gute Seminare zu bieten. Das ist ja durchaus positiv.
Nur – wenn du im schlimmsten Falle – stattdessen gar keine Seminare durchführen kannst, hilft das deinen Kunden auch nicht.
Daher lohnt es sich vielleicht, die Gründe noch etwas genauer unter die Lupe zu nehmen und zu schauen, was du da doch vielleicht machen kannst.
Die Gründe unter der Lupe
zu 1) Angst, die Technik nicht zu bewältigen
Das kannst du lernen! Das haben inzwischen so viele gelernt und auch Kolleginnen und Freundinnen, die irre Ängste und Widerstände hatten, dass ich inzwischen der festen Überzeugung bin, dass du das auch lernen kannst. Wenn du bisher in der Lage warst, gute Seminare zu geben, dann wirst du an dieser Technik-Hürde nicht scheitern.
Du kannst es lernen, du kannst auch mit Webinar-Plattformen beginnen, die in der Bedienung einfacher sind etc.
Nimm mich zum Beispiel: Ich habe mich bislang einfach geweigert, auf bestimmten Plattformen Webinare durchzuführen, die mir zu kompliziert sind oder wo ich keine vernünftige Einführung bekomme. Das liegt ja in unserer Hand!
zu 2) Deine Besonderheit wird nicht deutlich
Notiere dir doch mal: Was macht deine Seminare bisher so besonders? Wo unterscheidest du dich von deinen Kollegen, weshalb schätzen dich deine Kunden und Teilnehmer besonders?
Und dann können wir gerne gemeinsam schauen, ob sich dieser Kern nicht doch auch online transportieren lässt.
Ich nehme jetzt mal ein extremes Beispiel, wieder von mir. Ich bin zu meinen Präsenzseminaren ja immer mit Bergen von Gepäck angereist, unter anderem mit jeder Menge Requisiten. Weil ich eben sehr lebendig, anschaulich und suggestopädisch arbeite, mich auch mal zum Hänneschen mache, mit den Teilnehmern Kreistänze vollführte und bewegte Nachlaufenspiele.
Vieles von dem mache ich inzwischen auch kaltlächelnd online. Dann tanzen wir eben nicht im Kreis, sondern einzeln vor dem PC. Die Requisiten kann ich auf Fotos zeigen oder in die Webcam halten oder aufsetzen. Einen Sketch kann ich auch online hinlegen.
Das Schöne: Ich kann online noch ganz eigene verrückte Sachen erfinden, die Präsenz gar nicht gehen.
Wenn deine Besonderheit ist, sehr empathisch zu sein und mitzubekommen, was deine Teilnehmer gerade brauchen, so kannst du auch das online trainieren. Ihr könnt euch ja auch sehen und wenn du deinen Teilnehmern Gelegenheit gibst, sich beisielsweise in Runden zu äußern und wirklich mitteilen zu können, was sie gerade brauchen, dann bekommst du da auch eine Menge mit. Dazu musst du natürlich auch interaktive Methoden einsetzen und die Teilnehmer nicht nur im Chat schreiben lassen.
zu 3) Dein Thema ist für Online-Seminare nicht geeignet
Auch da ist wirklich genau zu überprüfen, ob das stimmt. Ich habe in meinem 15 Jahren Online-Trainer-Ausbildung alles Mögliche an Seminarthemen erlebt, die meine Teilnehmer in Online-Seminare übertragen haben. Von plattdeutschen Andachten über Yogakurse und Schmuck basteln, Kommunikation und Führung, Zeitmanagement etc. sowieso. Selbst Seminare, die sonst komplett in der Natur stattfanden, gehen teilweise online, teilweise gehen die Teilnehmer dann alleine in die Natur, um bestimmte Aufgaben zu erledigen.
Natürlich ist es alles ANDERS, aber das heißt nicht zwangsläufig, dass es schlechter ist.
Vielleicht entdeckst du dann im Laufe der Zeit wie ich, dass Online durchaus auch Vorteile gegenüber Präsenz hat. Manche Methoden und Übungen fallen Teilnehmern online leichter, ich kann intensiver mit Menschen arbeiten als in einem zweitägigen Präsenz-Seminare und vieles andere mehr.
Und es entstehen eben auch ganz neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit und des Austausches – und das finde ich immer wieder spannend.
Was hilft dir?
Schau vor allem, was dir guttut, was dir weiterhilft.
Klar darfst du dich über die Situation ärgern und mal auf den Tisch hauen. Aber dann ist die Frage, wie geht es weiter.
Den Job sausen lassen und online Nahrungsergänzungmittel verticken? (Kleiner Scherz). Resigniert hoffen und harren, dass wieder bessere Präsenz-Zeiten kommen und Schulden machen?
Oder die Ärmel hochkrempeln und schauen, was du im Rahmen des Möglichen machen kannst, damit du das, was dir wichtig ist, weiterhin unter die Menschen bringen kannst. Du machst deine Arbeit ja sicher aus Überzeugung, du hast Themen, mit denen du anderen helfen kannst und willst. Also raus damit, eben durchaus auch online.
Du kannst natürlich auch ein Buch über dein Thema schreiben – nur glaube mir, davon kannst du nicht leben. Das ist ein nettes Marketing-Instrument, das dir aber auch nicht automatisch Berge von neuen Kunden bringt. Aber so kannst du zumindest anderen dein Wissen mit-teilen.
Ich fange übrigens just heute am 1. Dezember auch mein nächstes Buch an… Dabei geht es natürlich wieder um Online-Seminare 😉.
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