WOW. Ich habe es gewagt.
Ich habe endgültig die Entscheidung getroffen. Es war eine der Entscheidungen, die ich lange vor mir hergeschoben habe, weil sie mir nicht leichtfiel. Aus ganz unterschiedlichen Gründen. Aus finanziellen Sicherheitsgründen, aus nostalgischen Gründen und weil ich mein Selbstbild als Trainerin komplett neu ausrichten musste.
Ich beende nun offiziell alle Präsenz-Seminare und biete nur noch Online-Seminare an. So, nun ist es raus.
Mit dieser Entscheidung ging ich schon lange schwanger, bisher habe ich mich aber nicht getraut, sie ganz klar zu treffen.
Warum fiel es mir so schwer?
1 Zum einen hatte ich mit den Präsenz-Seminaren bei der Haufe-Akademie und zusätzlichen Anfrage von Unternehmen zum Thema „Kreativitätstechniken“ ein sicheres Einkommen. Zuletzt habe ich zur Hälfte von Präsenzseminaren gelebt und zur Hälfte von Online-Seminaren.
2 Das Thema „Kreativitätstechniken“ finde ich immer noch toll. Ich nutze diese Methoden selbst gerne und weiß, dass sie vielen Menschen bei ihren beruflichen und auch privaten Projekten enorm helfen können.
3 Ich war einfach jahrzehntelang „die suggestopädische Trainerin“ die gerne mit Gruppen arbeitete, sehr kreativ, lebendig und bewegt. Bis hin zu gemeinsamen Kreistänzen habe ich ja nichts ausgelassen. Das nun alles sein lassen? Wie passt das zu meinem Selbstbild?
Argumente dafür
zu 1
Ja, die finanzielle Sicherheit ist ein sehr wichtiges Thema. Doch ich erlebe zum Glück, dass mein Online-Business immer weiterwächst. Im Moment bin ich voll ausgelastet, dass ich prima davon leben kann.
Wenn ich mich so klar entscheide und alle Präsenz-Seminare beende, habe ich ja auch mehr Zeit, neue Online-Seminare zu entwickeln und mein Marketing voranzubringen.
Ansonsten hilft mir das Vertrauen, dass Online-Seminare auf jeden Fall eine Zukunft haben und vor allem auch das, was ich im Coaching seit Jahren „predige“: Wenn du merkst, dass etwas zu Ende geht und nicht mehr stimmt, dann beende es ganz klar. Und du wirst sehen, dass dann Platz für Neues ist, das sich oft schlagartig zeigt.
zu 2
Auch hierzu kann ich zum Glück sagen: Inzwischen habe ich auch online so viele Spiele, inklusive Bewegungsspiele und Tänze, entwickelt, dass ich es nicht komplett lassen muss . Trotzdem ist es natürlich anders, aber es verschafft mir auch eine ungeheure Befriedigung, da immer wieder kreativ und mutig neue Dinge auszuprobieren.
zu 3 Das Thema „Kreativitätstechniken“ eignet sich auch wunderbar für Online-Seminare, daher werde ich als nächstes ein Online-Seminar daraus entwickeln.
Es ist ähnlich wie bei der Online-Trainer-Ausbildung sogar online in meinen Augen noch viel sinnvoller. Denn bei den Methoden wird zum einen sehr viel geschrieben, das kann dann jeder Teilnehmer ganz in Ruhe für sich machen.
Vor allem kann ich online aber viel intensiver die einzelnen mit ihren Themen begleiten. Das kann ich in einem zweitägigen Präsenzseminar nicht. Da stelle ich die Kreativitätsmethoden vor und jeder arbeitet dann alleine an seinem Thema oder in Gruppen. Ich kann aber nicht intensiv mit jedem einzelnen dann seine Fragen klären, seine Erfahrungen besprechen oder gar inhaltliche Ideen dazu liefern.
Im Online-Seminar kann jeder seine Ausarbeitungen ins Forum stellen, wenn er möchte, und ich schaue es mir an und kann mich an einem gemeinsamen Brainstorming beteiligen und gezielt Tipps geben, wenn es irgendwo klemmt.
Ich kann die Teilnehmer auch beim Transfer begleiten und Hilfen bei der Umsetzung geben.
Warum wollte ich die Präsenz-Seminare beenden? Und was hat die endgültige Entscheidung gebracht?
Hier muss ich ganz ehrlich sein. In den letzten Jahren machten mir die Seminare nicht mehr immer Spaß. Ich merkte eine gewisse Müdigkeit, der Pep war einfach weg. Kein Wunder nach fast 40 Jahren.
Hinzu kam aber vor allem auch, dass ich es inzwischen
regelrecht hasse, die langen Fahrten mit dem Zug, das Frieren auf Bahnhöfen,
das Schleppen von Gepäck (obwohl ich das meiste herumschickte).
Ganz furchtbar finde ich inzwischen auch das Übernachten und Tagen in Hotels.
Diese öden Hotelzimmer mit Klimaanlage und Funzellicht. Die Tagungsräume
benötigen in der Regel auch künstliches Licht, weil es sonst zu dunkel ist und
werden auch von Klimaanlagen gequält. Es war für mich richtig körperlich zu
spüren, dass mir das nicht guttut.
Ich werde diesen Dezember 70 Jahre. Ja, das ist unfassbar- auch für mich. Zum ersten Mal kamen mir auch so Gedanken, dass es vielleicht doch langsam merkwürdig ist, wenn ich da als 70jährige vor den jungen Teilnehmern herumhüpfe und „das Hänneschen mache“. Ich weiß, dass ich im Kopf jünger und beweglicher und kreativer bin als mancher Teilnehmer und bisher habe ich mir darüber auch echt nie Gedanken gemacht. Man fühlt sich ja selbst endlos jung! Aber neuerdings tauchten doch auch solche Gedanken auf.
Sicher wurde mir die Entscheidung nun leichter gemacht durch meinen Unfall. Ich musste ohnehin monatelang alle Präsenz-Seminare absagen, weil ich es körperlich gar nicht leisten konnte. Und auch das vorerst letzte Seminare nächste Woche in Berlin musste ich nun doch absagen, weil es mir im Moment leider wieder schlechter geht und ich es nicht schaffe. Denn eigentlich hatte ich das noch als bewussten Abschluss machen wollen.
Doch die Entscheidung stand schon lange an – und nun habe ich sie getroffen! Und schaue, wie sich die Dinge nun entwickeln. Sie werden es miterleben!
Denn in meinem Leben habe ich es tatsächlich immer wieder erlebt, was ich oben schon schrieb: Wenn ich eine klare Entscheidung treffe und etwas beende, was so nicht mehr stimmt, dann kam immer etwas Neues und Besseres. Etwas, das besser passt, mir mehr Freude macht, höhere Honorare brachte. Klar braucht es dazu Vertrauen, aber trotz Unfall habe ich dieses Grundvertrauen ins Leben nicht verloren und gehe weiter!
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