Update: Es gibt unten nun noch zwei ergänzende Kapitel! Nr. 7 und Nr. 8.

Ich bin ja sonst ne ganze Liebe und schreibe eher über positive Dinge.
Gebe positive Tipps, Anregungen und Inspiration.

Aber manchmal muss man sich doch abgrenzen – oder ich mich mal aufregen :-).

Heute ist es so weit.

Wobei es vor allem um Klärung geht!

 

Falsche Etiketten

Meines Erachtens werden manche Begriffe sehr falsch benutzt und wecken damit falsche Erwartungen.

Falsche Etiketten werden großzügig aufgeklebt.

Das wirft ein schlechtes Licht auf die ganze Branche.

Ich fange mit kleinen harmloseren Dingen an und steigere mich dann bis zur Katastrophe. Spannungsbogen und so…

 

Aufgeblähte Monster-Worte

Normalerweise mag und schreibe ich keine Mecker-Beiträge, aber das hier schwelt nun schon zu lange und muss raus.

 

Mir begegnen seit langem immer wieder mal Begrifflichkeiten, wo ich mich innerlich schüttele und sich mir die Nackenhaare aufstellen. Wo ich teilweise verwirrt und teilweise empört und genervt bin.

 

Und nun will ich mal wissen, ob es mir ganz alleine so geht oder ob andere das ähnlich empfinden.

 

 

Inflationäre grausliche Redewendungen

Es fing vor Jahren zum Beispiel mit dieser Redewendung “ein Stück weit” an. Das breitete sich aus wie eine Seuche und taucht rudimentär immer noch hin und wieder ein Stück weit auf. Brrrr…

Aber das war mehr oder weniger nur Geschmackssache.

Dann nervt mich so ein bestimmter Marketing-Sprech!
Manchmal noch mit so Eso-Formulierungen ergänzt.

Mit einigen dieser Formulierungen kann man mich inzwischen jagen, auf jeden Fall werde ich mir so ein Angebot nicht näher anschauen oder kaufen.

Dazu gehören:

    • Du musst deine Komfort-Zone verlassen.
    • Auf das nächste Level bringen
    • In deine Kraft kommen
    • Ins Tun kommen
    • usw.

      Wenn du solche Formulierungen jeden Tag mehrmals in den Social Media liest, dann kannst du nur noch mit den Ohren wackeln.

→ Du kannst das gerne im Kommentar noch weiter ergänzen. Was gibt es für Floskeln, die du auch nicht mehr hören oder lesen kannst?

 

Fachliche Fehl-Bezeichnungen

Aber wo ich wirklich mit den Zähnen knirsche, sind folgende Beispiele.

 

 

Masterclass

Jedes popelige Webinar, wo die Teilnehmenden sich einen Vortrag anhören dürfen und höchstens mal was in den Chat schreiben können, heißt plötzlich Masterclass.

Oft sind es sogar nur Videoaufzeichnungen, sie finden nicht einmal live statt.

Als Definition finde ich bei Google:
Eine Masterclass ist eine Klasse, die von einer sehr erfahrenen Lehrerpersönlichkeit unterrichtet wird.

 

Ahem! Also, wenn ich ein Webinar anbiete, einen Vortrag halte, oder sogar ein Seminar gebe, sollte ich natürlich Erfahrung haben. Ich habe über 40 Jahre Erfahrung als Trainerin und Coach. Also Erfahrung habe ich reichlich, sog. Expertise mit 22 Büchern und unendlich vielen Workshops auf Kongressen.

Aber ist deshalb alles, was ich anbiete, eine Masterclass? Nein!

Die, die ich bisher erlebt habe, waren genauso doofe Info-Webinare mit reinem Power-Point Vortrag wie vorher, als sie Webinar hießen.
(Mit einer Ausnahme, aber für diese habe ich auch bezahlt).

Also, was soll diese Aufblähung zur Masterclass???? Dadurch werden diese Veranstaltungen auch nicht besser. Aber die Teilnehmenden fühlen sich vielleicht besser? ”Oh, ich besuche ein Masterclass!”

Also, ich finde den Begriff einfach affig! Vor allem, da er so inflationär gebraucht wird und einfach das bisherige “Webinar” ersetzt.

 

 

Gruppen-Coaching und Online-Coaching

Diese Bezeichnung ist aus meiner Sicht das übelste und für mich auch verwirrendste.

Ich biete Online-Training, Online-Seminare und Coaching an.
Training und Seminare finden mit Gruppen statt, bei mir nur mit kleinen Gruppen, damit wir interaktiv arbeiten können.

SEMINARE UND WORKHSOPS

Für mich sind Seminare, Training und Workshops fast identisch, es geht nie um reine Vorträge und trockene Wissensvermittlung, sondern um gemeinsames Arbeiten.
Ich gebe ein wenig Input, dann erarbeiten die Teilnehmenden sich die Inhalte, wir arbeiten gemeinsam an ihren Themen usw. usw. Das alles mit lebendigen und interaktiven Methoden.

Aber da gehen die Definitionen schon weit auseinander. Als ich mal in den Social Media nachfragte, meinten manche, Seminare sind im Grunde nur Vorträge und alles Interaktive sind Workshops.
Nee, ich habe jahrzehntelang Seminare in der Lehrerfortbildung gemacht. Die hießen ganz offiziell Seminare – und es waren eben KEINE Vorträge. Da haben wir zusammengearbeitet, interaktiv, in Gruppen, einzeln, im Plenum. So wie ich das online heute auch mache.

Workshops waren für mich dann eher kürzere Veranstaltungen von 1-2 Stunden. Ansonsten das Gleiche wie Seminare.

Daher war ich leicht erstaunt, als neulich jemand sagte, er sei auf einem Seminar mit Tony Robbins gewesen. Da waren tausende von Zuschauern und er hielt einen Vortrag. Wie kann man das Seminar nennen? Auch wenn die Leute da teilweise aufstehen, klatschen und tanzen – nun denn.

COACHING

Aber wirklich kritisch (ich hätte beinahe geschrieben “kriminell” :-))wird es für mich bei dem Begriff Coaching.

Coaching bedeutet für mich, eins zu eins mit einem Menschen an seinen Themen und Fragen zu arbeiten.

Da vermittele ich kein vorbereitetes Wissen, da habe ich keine vorbereiteten Folien, die ich ablese.
Sondern da klären und erarbeiten wir gemeinsam, was die Themen sind, und ich unterstütze den Menschen dabei, die für ihn richtigen Wege zu finden.
Da können dann auch konkrete Tipps einfließen, aber der Schwerpunkt liegt in der Klärung und dem Erarbeiten, worum es geht, wo er hinwill und wie er dorthin kommt.

Bei Google finde ich es ganz ähnlich:

Häufig wird unter dem Begriff ‚Coaching‘ ein lösungsorientiertes Beratungskonzept verstanden, bei dem derdie Klientin sehr eigenverantwortlich mitarbeitet: Der Coach hilft demder Klientenin, eigene Lösungen zu finden und diese umzusetzen.”

Gruppen-Coaching online

Ja, und nun taucht seit Jahren in dieser neuen Online-Szene der Begriff Coaching auf. Gruppen-Coaching.
Und was ich da selbst erlebt habe, hat nicht einmal Seminarcharakter (wo wir ja immerhin konkret was gemeinsam erarbeitet hätten), sondern es waren ebensolche Massen-Webinare, wo es dann vielleicht mal ein – zwei Aufgaben gab, die jeder für sich dann hektisch erledigte und danach was in den Chat schreiben konnte.

Was hat das mit Coaching zu tun?

Diejenigen, die so etwas anbieten, sind in der Regeln auch keine Trainer oder haben eine Coaching-Ausbildung, sondern sie kommen aus der Marketing-Szene oder vermitteln irgendein spezielles Fachwissen aus ihrem beruflichen Hintergrund, indem sie eben (PowerPoint)-Vorträge halten. Und die Teilnehmenden dürfen dann Fragen in den Chat schreiben oder auch ein „Ja“ oder „Nein“ auf eine konkrete Frage.
Aber Coaching ist das nun wirklich nicht.

Pfffff – so, das musst mal raus!

So, und nun würde mich sehr interessieren, ob mich das alleine stört oder ob andere das ähnlich oder auch ganz anders sehen?

Also, ich freue mich sehr auf deinen Kommentar, wie du das siehst!

 

 

 

Korrektur zu meinen Ausführungen zum Gruppen-Coaching

Ich habe mich ja in diesem Blogbeitrag oben u.a. aufgeregt über den Begriff Gruppen-Coaching. Da ich bislang Coaching nur als 1:1 Arbeit kennengelernt hatte. Wo ich eben nicht ein fertiges vorbereitetes Programm über eine Menge Leute auskippe, sondern individuell mit Menschen an ihren Themen arbeite und wir gemeinsam durch Fragen und Gespräche erarbeiten, wie dieser Mensch sein Problem lösen oder sein Ziel erreichen kann.

Nun habe ich einige Rückmeldungen bekommen, dass es durchaus auch seriöse und hilfreiche Gruppen-Coachings gibt, aber mit kleinen Gruppen, beispielsweise mit 6 TN.
Das wusste ich in der Tat nicht und möchte das daher hier als Information ergänzen.

Doch meine Kritik bezog sich ja auf Online-Massenveranstaltungen, die nicht einmal Seminar- oder Workshop-Charakter haben, geschweige denn, irgendetwas mit Coaching zu tun haben. Sondern einfache Massen-Webinare sind, bei denen dann oft auch noch etwas verkauft wird.

Es ging mir nur darum, dass solche Begriffe nicht komplett verwässert werden durch diesen neumodischen inflationären Gebrauch, wie ich ihn in der Online-Szene erlebe.
Diejenigen, die so etwas anbieten, sind in der Regel auch keine Trainerinnen oder Coach, sondern kommen z.B. aus der Marketing-Branche – und denken vielleicht, dass sie ihre Veranstaltung durch den Begriff Coaching aufwerten können?
Sei’s drum!

Und wie ich auch schrieb:
normalerweise schreibe ich keine Empörungs- oder Abgrenzungsbeiträge, sondern liefere seit Jahrzehnten wöchentlich konkrete Tipps und Methoden und Anregungen für Trainer:innen. Kostenlos und sehr konkret, so dass sie direkt anwendbar sind.
Daher fand ich es jetzt nicht sehr fair, mir als Feedback vorzuwerfen, ich hätte den Beitrag geschrieben, um mich positiv abzugrenzen und hervorzutun.

Nee, ich glaube, das habe ich tatsächlich nicht nötig. Mit 40 Jahren Trainer-Erfahrungen und 22 veröffentlichten Büchern für Trainer:innen brauche ich so etwas nicht, um meine Expertise zu zeigen.

Ich wollte mich halt auch einfach ausnahmsweise mal aufregen J, da ich sonst 99% der Zeit und in meinem Beiträge positiv, ermutigend und motivierend bin.
Und da war ja durchaus auch ein Augenzwinkern dabei.

Und wie ich an dem erstaunlich regen Feedback gesehen habe (so viele Kommentare im Blog und in den Social Media hatte ich lange nicht mehr), bin ich mit dieser „Empöfung“ oder Verwirrung über den Umgang mit manchen Begrifflichkeiten nicht alleine.

Daher gibt es hier noch eine Ergänzung:

 

 

Was die KI dazu meint und ein KI-Bingo zum Thema

Meine Kollegin Sabrina Neumann hat sich den Spaß gemacht und zu den von mir erwähnten Begriffen die KI gefragt. Und in diesem Fall bin ich von den Antworten ganz entzückt:

Ich fragte mal bei der beliebten KI nach.

Ach, „Masterclass“ – das ist eines dieser schicken Wörter, das Leute benutzen, wenn sie „Kurs“ sagen wollen, aber dabei so klingen möchten, als würden sie von einem alten, weisen Jedi-Meister persönlich in die Kunst der Perfektion eingeweiht werden.

Im Ernst: Eine Masterclass ist im Grunde ein spezieller Kurs oder Workshop, bei dem eine besonders erfahrene oder prominente Person (oft ein Profi oder Experte auf ihrem Gebiet) ihr Wissen und ihre Fähigkeiten an andere weitergibt. Es soll eben keine 08/15-Veranstaltung sein, sondern etwas mit Anspruch. Denk an: „Lernen von den Besten“ – oder zumindest von denen, die behaupten, es zu sein.

Heißt aber nicht, dass du nach einer Masterclass gleich ein Meister bist. Höchstens ein stolzer Besitzer eines sehr teuren PDFs.

 

Zu diesen Redwendungen „Komfortzone verlassen“, „auf das nächste Level“ usw. kam dann der Vorschlag zu einem Bingo.

Hier die KI-Antwort (köstlich)

Ah, du meinst diese gehirnvernebelnden Wohlfühl-Schlagwörter, mit denen Seminarleiter dich glauben lassen wollen, dass du kurz davor bist, ein erleuchteter Supermensch zu werden – wenn du nur fest genug an dich glaubst und ihre 3.997-Euro-PDF runterlädst. Natürlich hab ich da ein Best-of für dich, direkt aus dem Bullshit-Bingo-Olymp:

  1. „Verlasse deine Komfortzone“

Ja, weil unbequem sein automatisch Wachstum bedeutet. Oder Blasen an den Füßen.

  1. „Denk groß!“

Was immer das heißen soll. Meistens bedeutet es nur, dass dein Ziel unrealistisch und teuer ist.

  1. „Du musst nur du selbst sein“

Perfekt, wenn du gerade gar keine Ahnung hast, wer das sein soll.

  1. „Fehler sind Lernchancen“

Sagt man gerne, solange du die Fehler machst und nicht der Coach.

  1. „Trust the process“

Ein Klassiker. Übersetzt: Ich weiß auch nicht genau, ob das klappt, aber halt durch.

  1. „Hol die Leute da ab, wo sie stehen“

Weil sie offensichtlich verloren und orientierungslos sind – genau wie dieses Seminar.

  1. „Mindset ist alles“

Na klar. Kein Geld? Schlechte Beziehungen? Kein Problem – du brauchst nur das richtige Mindset (und 12 Coaching-Sessions).

  1. „Geh in die Eigenverantwortung“

Perfekt, wenn man dir subtil sagen will: „Ist alles deine Schuld, Pech gehabt.“

  1. „Sei die beste Version deiner selbst“

Falls du zufällig noch eine Deluxe-Version von dir im Keller findest.

  1. „Spüre in dich hinein“

Weil wir ja alle dringend noch mehr fühlen müssen, statt mal konkret zu handeln.

 

Wenn du magst, kann ich dir auch ein Bingo-Feld daraus basteln, damit du beim nächsten Seminar wenigstens etwas Spaß hast, während du innerlich stirbst.

In diesem Sinne, lasst uns all diese Wort-Hülsen mit Humor nehmen und selbst etwas bewusster mit Sprache umgehen.

 

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