Update: Es gibt unten nun noch zwei ergänzende Kapitel! Nr. 7 und Nr. 8.
Ich bin ja sonst ne ganze Liebe und schreibe eher über positive Dinge.
Gebe positive Tipps, Anregungen und Inspiration.
Aber manchmal muss man sich doch abgrenzen – oder ich mich mal aufregen :-).
Heute ist es so weit.
Wobei es vor allem um Klärung geht!
Falsche Etiketten
Meines Erachtens werden manche Begriffe sehr falsch benutzt und wecken damit falsche Erwartungen.
Falsche Etiketten werden großzügig aufgeklebt.
Das wirft ein schlechtes Licht auf die ganze Branche.
Ich fange mit kleinen harmloseren Dingen an und steigere mich dann bis zur Katastrophe. Spannungsbogen und so…
Aufgeblähte Monster-Worte
Normalerweise mag und schreibe ich keine Mecker-Beiträge, aber das hier schwelt nun schon zu lange und muss raus.
Mir begegnen seit langem immer wieder mal Begrifflichkeiten, wo ich mich innerlich schüttele und sich mir die Nackenhaare aufstellen. Wo ich teilweise verwirrt und teilweise empört und genervt bin.
Und nun will ich mal wissen, ob es mir ganz alleine so geht oder ob andere das ähnlich empfinden.
Inflationäre grausliche Redewendungen
Es fing vor Jahren zum Beispiel mit dieser Redewendung “ein Stück weit” an. Das breitete sich aus wie eine Seuche und taucht rudimentär immer noch hin und wieder ein Stück weit auf. Brrrr…
Aber das war mehr oder weniger nur Geschmackssache.
Dann nervt mich so ein bestimmter Marketing-Sprech!
Manchmal noch mit so Eso-Formulierungen ergänzt.
Mit einigen dieser Formulierungen kann man mich inzwischen jagen, auf jeden Fall werde ich mir so ein Angebot nicht näher anschauen oder kaufen.
Dazu gehören:
-
- Du musst deine Komfort-Zone verlassen.
-
- Auf das nächste Level bringen
-
- In deine Kraft kommen
-
- Ins Tun kommen
-
- usw.
Wenn du solche Formulierungen jeden Tag mehrmals in den Social Media liest, dann kannst du nur noch mit den Ohren wackeln.
- usw.
→ Du kannst das gerne im Kommentar noch weiter ergänzen. Was gibt es für Floskeln, die du auch nicht mehr hören oder lesen kannst?
Fachliche Fehl-Bezeichnungen
Aber wo ich wirklich mit den Zähnen knirsche, sind folgende Beispiele.
Masterclass
Jedes popelige Webinar, wo die Teilnehmenden sich einen Vortrag anhören dürfen und höchstens mal was in den Chat schreiben können, heißt plötzlich Masterclass.
Oft sind es sogar nur Videoaufzeichnungen, sie finden nicht einmal live statt.
Als Definition finde ich bei Google:
Eine Masterclass ist eine Klasse, die von einer sehr erfahrenen Lehrerpersönlichkeit unterrichtet wird.
Ahem! Also, wenn ich ein Webinar anbiete, einen Vortrag halte, oder sogar ein Seminar gebe, sollte ich natürlich Erfahrung haben. Ich habe über 40 Jahre Erfahrung als Trainerin und Coach. Also Erfahrung habe ich reichlich, sog. Expertise mit 22 Büchern und unendlich vielen Workshops auf Kongressen.
Aber ist deshalb alles, was ich anbiete, eine Masterclass? Nein!
Die, die ich bisher erlebt habe, waren genauso doofe Info-Webinare mit reinem Power-Point Vortrag wie vorher, als sie Webinar hießen.
(Mit einer Ausnahme, aber für diese habe ich auch bezahlt).
Also, was soll diese Aufblähung zur Masterclass???? Dadurch werden diese Veranstaltungen auch nicht besser. Aber die Teilnehmenden fühlen sich vielleicht besser? ”Oh, ich besuche ein Masterclass!”
Also, ich finde den Begriff einfach affig! Vor allem, da er so inflationär gebraucht wird und einfach das bisherige “Webinar” ersetzt.
Gruppen-Coaching und Online-Coaching
Diese Bezeichnung ist aus meiner Sicht das übelste und für mich auch verwirrendste.
Ich biete Online-Training, Online-Seminare und Coaching an.
Training und Seminare finden mit Gruppen statt, bei mir nur mit kleinen Gruppen, damit wir interaktiv arbeiten können.
SEMINARE UND WORKHSOPS
Für mich sind Seminare, Training und Workshops fast identisch, es geht nie um reine Vorträge und trockene Wissensvermittlung, sondern um gemeinsames Arbeiten.
Ich gebe ein wenig Input, dann erarbeiten die Teilnehmenden sich die Inhalte, wir arbeiten gemeinsam an ihren Themen usw. usw. Das alles mit lebendigen und interaktiven Methoden.
Aber da gehen die Definitionen schon weit auseinander. Als ich mal in den Social Media nachfragte, meinten manche, Seminare sind im Grunde nur Vorträge und alles Interaktive sind Workshops.
Nee, ich habe jahrzehntelang Seminare in der Lehrerfortbildung gemacht. Die hießen ganz offiziell Seminare – und es waren eben KEINE Vorträge. Da haben wir zusammengearbeitet, interaktiv, in Gruppen, einzeln, im Plenum. So wie ich das online heute auch mache.
Workshops waren für mich dann eher kürzere Veranstaltungen von 1-2 Stunden. Ansonsten das Gleiche wie Seminare.
Daher war ich leicht erstaunt, als neulich jemand sagte, er sei auf einem Seminar mit Tony Robbins gewesen. Da waren tausende von Zuschauern und er hielt einen Vortrag. Wie kann man das Seminar nennen? Auch wenn die Leute da teilweise aufstehen, klatschen und tanzen – nun denn.
COACHING
Aber wirklich kritisch (ich hätte beinahe geschrieben “kriminell” :-))wird es für mich bei dem Begriff Coaching.
Coaching bedeutet für mich, eins zu eins mit einem Menschen an seinen Themen und Fragen zu arbeiten.
Da vermittele ich kein vorbereitetes Wissen, da habe ich keine vorbereiteten Folien, die ich ablese.
Sondern da klären und erarbeiten wir gemeinsam, was die Themen sind, und ich unterstütze den Menschen dabei, die für ihn richtigen Wege zu finden.
Da können dann auch konkrete Tipps einfließen, aber der Schwerpunkt liegt in der Klärung und dem Erarbeiten, worum es geht, wo er hinwill und wie er dorthin kommt.
Bei Google finde ich es ganz ähnlich:
“Häufig wird unter dem Begriff ‚Coaching‘ ein lösungsorientiertes Beratungskonzept verstanden, bei dem derdie Klientin sehr eigenverantwortlich mitarbeitet: Der Coach hilft demder Klientenin, eigene Lösungen zu finden und diese umzusetzen.”
Gruppen-Coaching online
Ja, und nun taucht seit Jahren in dieser neuen Online-Szene der Begriff Coaching auf. Gruppen-Coaching.
Und was ich da selbst erlebt habe, hat nicht einmal Seminarcharakter (wo wir ja immerhin konkret was gemeinsam erarbeitet hätten), sondern es waren ebensolche Massen-Webinare, wo es dann vielleicht mal ein – zwei Aufgaben gab, die jeder für sich dann hektisch erledigte und danach was in den Chat schreiben konnte.
Was hat das mit Coaching zu tun?
Diejenigen, die so etwas anbieten, sind in der Regeln auch keine Trainer oder haben eine Coaching-Ausbildung, sondern sie kommen aus der Marketing-Szene oder vermitteln irgendein spezielles Fachwissen aus ihrem beruflichen Hintergrund, indem sie eben (PowerPoint)-Vorträge halten. Und die Teilnehmenden dürfen dann Fragen in den Chat schreiben oder auch ein „Ja“ oder „Nein“ auf eine konkrete Frage.
Aber Coaching ist das nun wirklich nicht.
Pfffff – so, das musst mal raus!
—
So, und nun würde mich sehr interessieren, ob mich das alleine stört oder ob andere das ähnlich oder auch ganz anders sehen?
Also, ich freue mich sehr auf deinen Kommentar, wie du das siehst!
Korrektur zu meinen Ausführungen zum Gruppen-Coaching
Ich habe mich ja in diesem Blogbeitrag oben u.a. aufgeregt über den Begriff Gruppen-Coaching. Da ich bislang Coaching nur als 1:1 Arbeit kennengelernt hatte. Wo ich eben nicht ein fertiges vorbereitetes Programm über eine Menge Leute auskippe, sondern individuell mit Menschen an ihren Themen arbeite und wir gemeinsam durch Fragen und Gespräche erarbeiten, wie dieser Mensch sein Problem lösen oder sein Ziel erreichen kann.
Nun habe ich einige Rückmeldungen bekommen, dass es durchaus auch seriöse und hilfreiche Gruppen-Coachings gibt, aber mit kleinen Gruppen, beispielsweise mit 6 TN.
Das wusste ich in der Tat nicht und möchte das daher hier als Information ergänzen.
Doch meine Kritik bezog sich ja auf Online-Massenveranstaltungen, die nicht einmal Seminar- oder Workshop-Charakter haben, geschweige denn, irgendetwas mit Coaching zu tun haben. Sondern einfache Massen-Webinare sind, bei denen dann oft auch noch etwas verkauft wird.
Es ging mir nur darum, dass solche Begriffe nicht komplett verwässert werden durch diesen neumodischen inflationären Gebrauch, wie ich ihn in der Online-Szene erlebe.
Diejenigen, die so etwas anbieten, sind in der Regel auch keine Trainerinnen oder Coach, sondern kommen z.B. aus der Marketing-Branche – und denken vielleicht, dass sie ihre Veranstaltung durch den Begriff Coaching aufwerten können?
Sei’s drum!
Und wie ich auch schrieb:
normalerweise schreibe ich keine Empörungs- oder Abgrenzungsbeiträge, sondern liefere seit Jahrzehnten wöchentlich konkrete Tipps und Methoden und Anregungen für Trainer:innen. Kostenlos und sehr konkret, so dass sie direkt anwendbar sind.
Daher fand ich es jetzt nicht sehr fair, mir als Feedback vorzuwerfen, ich hätte den Beitrag geschrieben, um mich positiv abzugrenzen und hervorzutun.
Nee, ich glaube, das habe ich tatsächlich nicht nötig. Mit 40 Jahren Trainer-Erfahrungen und 22 veröffentlichten Büchern für Trainer:innen brauche ich so etwas nicht, um meine Expertise zu zeigen.
Ich wollte mich halt auch einfach ausnahmsweise mal aufregen J, da ich sonst 99% der Zeit und in meinem Beiträge positiv, ermutigend und motivierend bin.
Und da war ja durchaus auch ein Augenzwinkern dabei.
Und wie ich an dem erstaunlich regen Feedback gesehen habe (so viele Kommentare im Blog und in den Social Media hatte ich lange nicht mehr), bin ich mit dieser „Empöfung“ oder Verwirrung über den Umgang mit manchen Begrifflichkeiten nicht alleine.
Daher gibt es hier noch eine Ergänzung:
Was die KI dazu meint und ein KI-Bingo zum Thema
Meine Kollegin Sabrina Neumann hat sich den Spaß gemacht und zu den von mir erwähnten Begriffen die KI gefragt. Und in diesem Fall bin ich von den Antworten ganz entzückt:
Ich fragte mal bei der beliebten KI nach.
Ach, „Masterclass“ – das ist eines dieser schicken Wörter, das Leute benutzen, wenn sie „Kurs“ sagen wollen, aber dabei so klingen möchten, als würden sie von einem alten, weisen Jedi-Meister persönlich in die Kunst der Perfektion eingeweiht werden.
Im Ernst: Eine Masterclass ist im Grunde ein spezieller Kurs oder Workshop, bei dem eine besonders erfahrene oder prominente Person (oft ein Profi oder Experte auf ihrem Gebiet) ihr Wissen und ihre Fähigkeiten an andere weitergibt. Es soll eben keine 08/15-Veranstaltung sein, sondern etwas mit Anspruch. Denk an: „Lernen von den Besten“ – oder zumindest von denen, die behaupten, es zu sein.
Heißt aber nicht, dass du nach einer Masterclass gleich ein Meister bist. Höchstens ein stolzer Besitzer eines sehr teuren PDFs.
Zu diesen Redwendungen „Komfortzone verlassen“, „auf das nächste Level“ usw. kam dann der Vorschlag zu einem Bingo.
Hier die KI-Antwort (köstlich)
Ah, du meinst diese gehirnvernebelnden Wohlfühl-Schlagwörter, mit denen Seminarleiter dich glauben lassen wollen, dass du kurz davor bist, ein erleuchteter Supermensch zu werden – wenn du nur fest genug an dich glaubst und ihre 3.997-Euro-PDF runterlädst. Natürlich hab ich da ein Best-of für dich, direkt aus dem Bullshit-Bingo-Olymp:
- „Verlasse deine Komfortzone“
Ja, weil unbequem sein automatisch Wachstum bedeutet. Oder Blasen an den Füßen.
- „Denk groß!“
Was immer das heißen soll. Meistens bedeutet es nur, dass dein Ziel unrealistisch und teuer ist.
- „Du musst nur du selbst sein“
Perfekt, wenn du gerade gar keine Ahnung hast, wer das sein soll.
- „Fehler sind Lernchancen“
Sagt man gerne, solange du die Fehler machst und nicht der Coach.
- „Trust the process“
Ein Klassiker. Übersetzt: Ich weiß auch nicht genau, ob das klappt, aber halt durch.
- „Hol die Leute da ab, wo sie stehen“
Weil sie offensichtlich verloren und orientierungslos sind – genau wie dieses Seminar.
- „Mindset ist alles“
Na klar. Kein Geld? Schlechte Beziehungen? Kein Problem – du brauchst nur das richtige Mindset (und 12 Coaching-Sessions).
- „Geh in die Eigenverantwortung“
Perfekt, wenn man dir subtil sagen will: „Ist alles deine Schuld, Pech gehabt.“
- „Sei die beste Version deiner selbst“
Falls du zufällig noch eine Deluxe-Version von dir im Keller findest.
- „Spüre in dich hinein“
Weil wir ja alle dringend noch mehr fühlen müssen, statt mal konkret zu handeln.
Wenn du magst, kann ich dir auch ein Bingo-Feld daraus basteln, damit du beim nächsten Seminar wenigstens etwas Spaß hast, während du innerlich stirbst.
—
In diesem Sinne, lasst uns all diese Wort-Hülsen mit Humor nehmen und selbst etwas bewusster mit Sprache umgehen.
Liebe Zamyat, ich mußte herzlich lachen, vielen Dank für Deinen erfrischenden Beitrag. Bin zu 100% bei Dir. Jetzt ist die Frage, wie damit umgehen? Die Herausforderung, deutlich zu machen, was mit Coaching und Training gemeint ist sehe ich als Chance, die Ziele und Wünsche meiner Coachees/TN besser zu verstehen. Und dass durch die verwirrende Anwendung der Begriffe unsere „Szene“ in Verruf gerät, könnte auch eine gleichzeitige Chance sein, Qualität von Pseudo-Masterclass zu trennen. Wäre ein toller LinkedIn Artikel. Bist Du da auch unterwegs?
Liebe Ulrike;
ja wunderbar!
Das ist genau die Frage, wie können wir damit umgehen?
Ja, bei LinkedIn bin ich auch, habe aber das Gefühl, ich habe dort Null-Reichweite.
Bin gerade im Seminar (nur kurz Pause), mal sehen, ob ich es heute Abend schaffe, für morgen dort was zu schreiben. Verlinken kann man da ja leider auch nicht.
DANKE! Ich war vor einiger Zeit bei einer Fortbildung, wo wir einen Referenten hatten, der über ein Coaching berichten sollte bzw. wo wir gecoacht werden sollten – das war sehr gruselig, denn außer einem langen Vortragsvormittag und einem langen Nachmittagsvormittag unterbrochen mit zwei kurzen Gruppenimpulsen, war es einfach zuhören und hatte mit Coaching gar nichts! zu tun. Aber das scheint ja gerade große Mode zu sein. Vielleicht sollte ich meine Gottesdienste in Zukunft auch Gruppen-Coaching nennen! Vielleicht kommen dann noch mehr Leute?!
Ha, ja, das ist ne gute Idee :-).
Liebe Zamyat,
Grundsätzlich verstehe ich deinen Frust. Aus meiner Sicht ist es nicht zwangsläufig der Begriff, der problematisch ist, sondern wie Begriffe gefüllt werden. Denn das gleich gilt auf für den Begriff ‚Coaching‘. Da kann man auch staunen, was Leute alles unter Coaching verstehen.
Ich selbst habe gute Erfahrungen mit Gruppen-Coaching gemacht. Jennifer Britton ist weltweit führend als Pionierin im Gruppen-Coaching. Ich empfehle die beiden Bücher „Effective Group Coaching“ und „From One to Many: Best Practices for Team and Group Coaching“ von ihr.
Lieber Ralf,
Danke für diese wichtige Ergänzung.
Du hast Recht, es ist weniger der Begriff, sondern das, was unter dem Begriff passiert.
Mir hat auch eine Kollegin eine Mail geschrieben, dass sie in der Tag auch gute Gruppencoachings kennt. Da muss ich gestehen, das kannte ich bisher noch nicht.
Danke für deine Empfehlung. Leider sind die Bücher offensichtlich alle auf Englisch, dazu reicht mein Englisch leider nicht.
Aber so habe ich auf jeden Fall wieder was neues gelernt.
Bei meinen Ausbildungen war Coaching immer 1:1 und in Gruppen Supervision:
Doch letztendlich ist wirklich nicht entscheidend, wie das Kind heißt, sondern was sich dahinter verbirgt.
Und wenn Online-Massenveranstaltungen als Gruppen-Coaching daher kommen, wo ich nur mal eine Frage in den Chat schreiben kann, finde ich das eben völlig daneben.
Hallo Zamyat,
Im Großen und Ganzen bin ich bei Dir. Allerdings coache ich tatsächlich Teams. Es geht dann um das Finden von Zielen und Wegen, die gemeinsam gegangen werden. Anders als in der Supervision geht es um einen zukunftsorientierten Blick für mehrere Menschen mit einem gemeinsamen Interesse.
Wie würdest Du das nennen?
Liebe Daniela,
ja, das klingt aber in der Tat nach eine ganz anderen Arbeit, als was ich da bisher unter dem Namen „Gruppen-Coaching“ erlebt habe. Eben Webinare mit sehr vielen Menschen, die nicht mal miteinander reden konnten.
Ich hätte spontan gesagt, wenn es um ein Team geht, ist es Supervision, wobei da die Begrifflichkeiten sicher auch unterschiedlich gesehen werden.
Auf jeden Fall geht es bei dir dann ja wirklich um konkrete Arbeit und Klärung im Team und nicht um eine anonyme Massenveranstaltung. Insofern ist es da sicher nicht so entscheidend, wie man es nennt (ich weiß da auch keinen dritten Begriff), sondern was man da tut :-).
Liebe Zamyat, Danke für Deinen Blogartikel. Sehr gut, dass Du das Thema ansprichst.
Ich gebe Dir Recht, manche Akteure am Markt grenzen die Begriffe nicht mehr klar ab und verzerren sie bewußt, mit der Aussicht auf mehr Teilnehmende.
Ich weiß manchmal selbst nicht mehr, wie ich meine Formate nennen soll. Heute hatte ich ein Akquisegespräch und ich wollte einen Workshop anbieten. Das gefiel dem Kunden nicht, also haben wir es Diskussionsrunde genannt und alle waren fein damit.
In meinem Bereich wird häufig von „PowerPoint-Schulung“ gesprochen. Der Begriff ist für mich sehr gewöhnungsbedürftig. Schulung war früher, heute sind wir mehr bei Seminar oder Training.
Lieber Matthias,
ja, ich habe auch früher mal bei LinkedIn eine Umfrage zu den Begriffen gemacht, und da kamen auch völlig andere Vorstellungen raus. (Da war mir nur der Begriff „Gruppen-Coaching“ noch nicht begegnet.
Aber was die Begriffe Seminare, Training, Schulung, Workshop angeht, da gibt es wohl keine einheitliche Definition.
Ich habe dazu dann auch mal einen Blogbeitrag geschrieben:
https://www.oaze-online-akademie.de/online-begriffs-verwirrung-und-klaerung/2024/02/
ich habe lachen müssen über die Floskeln, die Du aufgeführt hast. Ich bekomme da auch immer aufgestellte Nackenhaare. Was mich aber noch viel, viel mehr nervt: in den letzten Jahren wird das Wort „genau“ inflationär eingesetzt. bei manchen Vorträgen oder Videokonferenzen setzen viele Redner und Rednerinnen (leider sind es oft die unter-40 Jährigen) nach jedem zweiten Satz das Wort „genau“ ein. Manchmal noch gepaart mit „sozusagen“ und „äh“. Ich kann mittlerweile manchen Vorträgen nicht mehr zuhören, weil ich nur noch diese drei Worte höre. ich frage mich, woher das kommt? Wieso werden diese Worte so viel genutzt, zumal der Begriff „genau“ auch noch falsch benutzt wird.
Ja genau!
Danke für deine Ergänzungen.
Das ist mir auch aufgefallen, dass das immer häufiger auftaucht.
Das sozusagen begegnet mir schon lange, das drückt für mich immer Unsicherheit aus. Vor allem, wenn es ständig vorkommt in einem Call oder Video oder Vortrag.
Oft sind das so Verlegenheitsfüllsel und eben sozusagen Unsicherheitsfloskeln.
Danke für die Ergänzungen.
Liebe Zamyat,
wunderbar, deine Auswahl! Ich hab ständig genickt und gegrinst.
Wobei ich auch Ralph zustimme: es kommt auf die konkreten Inhalte und die handelnden Personen an.
Die Nutzung von „genau“ und „sozusagen“ finde ich auch sehr anstrengend. Ersteres tatsächlich bei jüngeren Menschen öfter.
Bei mir sorgen noch „zeitnah“ und „ergebnisoffen“ für Pickel.
Wenn Einladungen mit solchen Worten kommen, sage ich ab wegenLebenszeit-Verschwendung.
Schön, dass du auch gegrinst hast. Es war ja auch durchaus ein wenig humorvoll, und nicht nur böse gemeint :-).
Und ja, es geht weniger um die Begriffe als um das, was da passiert. Und meine Erfahrungen mit „Gruppen Coaching online“ waren bisher eben absolute Nicht-Coachings. Aber offensichtlich gibt es da auch durchaus seriöse Varianten mit kleinen Gruppen, wo wirklich ein gemeinsames Arbeiten stattfindet, das der Gruppe weiterhilft.
Da habe ich hier auch noch mal was Neues gelernt.
Zeitnah und ergebnisoffen ist auch sehr schön, vielleicht wird die Liste der momentanen Lieblingsfloskeln und Marketing-Sprechs noch länger.
Das kann ja nur Bewusstheit fördern… 🙂
Liebe Zamyat,
wie immer herzerfrischend, was du schreibst, wobei meine Definition von Coaching eine andere ist. Aber wenn du richtig was zum Lachen haben möchtest, dann empfehle ich dir das Buch „Die Phrasendrescher“ -wie unsere Eliten uns verblöden von Markus Reiter. Danach siehst du Wörter, bei denen sich bei mir die Zehennägel kräuseln, in einem anderen Licht. Innovativ, Herausforderungen, nachhaltig, am Ende des Tages, …so viele Unwörter des Jahres können gar nicht gewählt werden, wie sie von uns und auch und vor allem in der Politik gebraucht werden! Meine Idee für alle: Eine einfache Sprache wieder entdecken! Das macht den Kopf frei!
Christine
Oh wunderbar, Danke für die Buchempfehlung!
Ja, und einfache Sprache finde ich immer klasse! Und für viele offensichtlich schwierig.
Ich habe ja zu Zeiten studiert, als die Sprache durch die Frankfurter Schule geprägt wurde. Möglichst lange komplizierte Sätze mit möglichst vielen Fremdworten, damit du möglichst schlau rüberkamst. Da habe ich immer gedacht, ich bin blöd!
Inzwischen sehe ich das komplett anders und es bleibt nach wie vor eine Kunst, komplizierte Dinge einfach zu erklären.
Das Buch schaue ich mir an 🙂
Liebe Zamyat, danke für diesen klärenden Artikel. Meine persönlichen Nackenhaar-Aufsteller sind die Masterclasses und das Next-Level-Geschwafel…
Und was mich seit Jahren mit „runtergefallener Kinnlade“ an der Seitenlinie stehen lässt, ist das „dürfen“. Eine im Kern gesunde Entwicklung sich bewusst zu werden, ob wir etwas wirklich „müssen“ oder nicht, ist komplett ausgeufert. Überall nur noch dürfen – wo es nichts zu suchen hat. Ich „durfte“ dieses und jenes erleben, das „darf“ ich noch lernen. Das „darfst“ Du noch integrieren… und alle „dürfen“ jetzt „dürfen“ sagen.
Liebe Prisca,
ja genau, das ist auch das Fatale.
Das sind ja oft keine schlechten Wörter und wohldosiert und an der richtigen Stelle eingesetzt, können sie klärend und sinnvoll sein.
Was das Schreckliche ist, ist eben diese inflationäre Nutzung, wodurch sie komplett ihren Wert und Sinn verlieren.
Ja, dein Beispiel mit dem „dürfen“ passt auch wunderbar in diese Liste.
Das hat sich auch plötzlich ausgebreitet wie….
Man müsste echt mal einen Sketch oder so was machen, wo diese Begriffe völlig übertrieben benutzt werden.
Vielleicht weckt das wieder ein bisschen Sensibilität für die Sprache :-).
Ich verstehe total was du meinst. Leider ist es so, dass sich bei „Masterclass“ wirklich mehr Leute anmelden als wenn man das Wort „Webinar“ verwendet. Da stört es mich aber ehrlich gesagt nicht so stark. Schlimm finde ich es bei „Workshops“, die dann Frontalvorträge sind. Oder umgekehrt: wenn ich einen Workshop gebe und die Teilnehmer:innen überrascht sind, wenn sie mitarbeiten müssen
Hallo Janneke,
ah, tatsächlich, melden sich dann mehr an?
Aber wenn sie dann enttäuscht sind, weil es doch „nur ein Webinar“ ist, hilft das ja auch nicht wirklich.
Aber ich sehe, es ist alles nicht so einfach, ich habe einfach mal einen spontanen Unmut rausgehauen, was ich ja sonst eher nicht mache :-).
Dass der Begriff Workshop auch oft falsch gebraucht wird, stimmt. Auch das waren oft nur Webinare – wo mal hin und wieder eine Frage gestellt wurde und wir was in den Chat schrieben.
Also, offensichtlich ein spannendes Thema :-).