Lesen ist wie Einatmen
Schreiben wie Ausatmen
Beides lebensnotwendig für mich
Als Twitter in den Anfängen noch kreativ und inspirierend war, schrieb ich eines Tages diese Zeilen. Sie drücken genau das aus, was ich empfinde und schon immer erlebe.
Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, so hat Schreiben immer eine große Rolle für mich gespielt – und ist für mich offensichtlich aber auch eng mit dem Lesen verbunden .
Daher habe ich bei der Anfrage, ob ich an der Blogparade von Inge Bateman teilnehme, auch gleich zugesagt.
Blogparade:
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Auf welche Arten von Text hast du dich spezialisiert und warum?
Da geht es schon los. Ich schreibe von Kindheit an – und ich habe mich offensichtlich nicht auf bestimmte Texte spezialisiert.
Daher möchte ich mir das mit dir zusammen einfach mal der Reihe nach chronologisch anschauen.
→ Du kannst ja parallel für dich schauen, wie es bei dir mit dem Thema aussieht. Welche Erfahrungen hast du wann mit Schreiben gemacht?
Ich schreibe von Kindheit an
Ob und wann ich als Kind schon Tagebuch geschrieben habe, weiß ich nicht so genau. Aber ich liebte immer schon Papier und spielte unter anderem “Büro”.
“Briefchen” mit Freundinnen
Ich habe jetzt noch ein Kästchen mit “Briefchen”, die ich mir mit meinen Freundinnen geschrieben habe. Das ist hochinteressant zu lesen, was mich damals so bewegte und quälte und freute. Wir versteckten uns diese Briefchen jeweils vor der Haustür, weil die Eltern sie nicht finden sollten. Weil wir gerade nicht rausdurften, stattdessen Hausaufgaben machen sollten oder warum auch immer wir sie verstecken mussten.
In der Schule gaben wir auch heimlich solche Briefchen von Tisch zu Tisch weiter. (Heute werden da wohl eher WhatsApp-Nachrichten geschickt :-).)
Meine 1. Zeitung
Wie viele Mädchen las ich damals Bücher über Pferde und wollte unbedingt Reiten lernen. Da meine Eltern dafür aber kein Geld hatten, stellte ich also eine Zeitung her. Mit Kopierpapier machte ich mehrere Durchschläge. Mit Bildern und sogar mit einem Rätsel auf der letzten Seite. Die wollte ich verkaufen, um mir damit Reitstunden zu finanzieren. Hat wohl nicht soo geklappt, ich habe nur einmal im Leben auf einem Pferd gesessen :-).
Mein 1. Buch
Als ganz kleines Kind (ich konnte wohl gerade schreiben) habe ich mit meiner Kusine zusammen schon mein 1. Buch geschrieben bzw. nacherzählt und auch noch illustriert. “Sterntaler”.
Das hatte ich mit einer alten Pappe als Buchumschlag und Bilder, die ich auf einer Zeitungsseite gemalt und ausgeschnitten hatte, gestaltet. Also sozusagen schon ein ganz frühes Junk Journal.



Mein 1. Roman-Versuch
Ich habe auch mal ein Heft gefunden mit den Anfängen meines 1. Buches. “Janny und Peggy. Meine Freundin hieß Janny, da wollte ich auch so einen flotten Namen haben und wählte Peggy.”
Ich las damals Jungmädchen-Bücher und ein solches wollte ich nun auch schreiben. Auch hier hatte ich schon das Cover gezeichnet, 2 flotte Mädels mit Pferdeschwänzen.
Es wartet noch auf seine Vollendung.
Und Listen…
Was ich offensichtlich auch schon als Kind gerne schrieb: Listen.
Zum Beispiel vor dem Urlaub. Was ich alles mitnehmen will, was ich vorher noch tun muss etc. Damals kannte ich noch keine Mind Maps, die ich später dafür einsetzte.
In der Schule
Deutsch war neben Musik das einzige Fach, das mir Spaß machte und in dem ich gute Noten hatte – und nette Lehrerinnen. Da gab es auch sicher ein Zusammenhang.
Aufsätze schreiben machte mir nie Mühe, Fantasie hatte ich wohl immer schon (meine Mutter meinte oft vorwurfsvoll: “Du hast aber eine blühende Fantasie” – zum Glück sage ich heute!) und ich bin sicher, dass ich durch das viele Lesen eben auch gut mit Sprache umgehen konnte.
Ich war mit meiner Schwester schon in der Stadtbibliothek, als ich noch gar nicht lesen konnte und liebte den Geruch von Büchern und blätterte in Bilderbüchern.
Eins der ersten Bücher, an die ich mich erinnere, war Pünktchen und Anton.
Ich wuchs in einer lesesüchtigen Familie auf und daher war es normal, dass meine Schwester und ich 5 Bücher verschlangen, wenn wir krank im Bett lagen. Auch diese Bücher legten Freundinnen vor die Haustür, klingeln durfte man offensichtlich nicht so einfach bei uns???
Studentenzeit
Während des Studiums mussten wir Referate schreiben, daran habe ich aber keine (positiven) Erinnerungen. Das waren wohl eher Pflichtübungen zu Themen, die mich nicht interessierten.
Dass ich gerne oder gar gut schreiben könnte, kam mir da noch nicht in den Sinn.
Ich studierte zu Zeiten der Studentenbewegung und war auch da aktiv, unter anderem in der DFI (Demokratische Frauen-Initiative). Und siehe da, auch da schrieb ich eine Zeitung für die Kölner Gruppe und zeichnete selbst.

Bei der Diplomarbeit machte ich zum ersten Mal die Erfahrung, dass mir Schreiben wohl ziemlich leicht fiel, aber auch da war es mir noch nicht wirklich bewusst. Mein Selbstbewusstsein war da noch auf einem sehr niedrigen Level, ich wunderte mich nur, dass ich eine viel bessere Note für die Arbeit bekam als meine höchst selbstbewusste Freundin, die aber auch ein ödes Thema hatte.
Ich hatte ein wohl etwas ungewöhnliches Thema für meine Diplomarbeit gewählt, doch wenn ich das so in der Rückschau betrachte, ging es da um genau die Themen, die mich bis heute begleiten. Dass Lernen nämlich besser funktioniert und mehr Spaß macht, wenn es nicht rein theoretisch ist, sondern direkt eine praktische Anwendung erfährt.
Hier der Titel (man bedenke, ich war damals in der Studentenbewegung aktiv): “Die allseitige Entwicklung der Persönlichkeit durch Verbindung von Unterricht und produktiver Arbeit im Werke N.K. Krupskajas”.
Um gleich einen Sprung zu machen. Nach meiner 3jährigen Yogalehrer-Ausbildung schrieb ich die Abschlussarbeit über “Yoga und kreative Selbsterfahrung”. Die Arbeit schrieb ich morgens zwischen 6:00 und 7:30 Uhr, ehe ich ins Auto stürzte und zur Arbeit fuhr. Auch hier berichtete ich über konkrete Erfahrungen und Methoden, die ich in meinen damaligen Kursen “Wege zum Selbst” mit Yoga und kreativer Selbsterfahrung gemacht hatte.
Das hat sich auch weiterhin als roter Faden durch alles Schreiben gezogen: Ich schreibe über Dinge, die ich erfahre, die ich selbst nutze, die ich entwickelt habe – und gebe dieses Wissen und diese Erfahrungen weiter. Das ist natürlich ein ganz anderes Schreiben als bei Romanen, bei denen ich Geschichten “erfinde” und Plots bastele etc.
Tagebücher und Journale
Ich habe wohl auch schon ewig lange Tagebücher geschrieben, einige habe ich noch, einige wohl vor Entsetzen weggeschmissen (die würden mich heute am meisten interessieren).
Früher habe ich wohl einfach aufgeschrieben, was ich gemacht und erlebt habe, vielleicht auch, was ich da gefühlt und gedacht habe.
Erst später wurden es bewusste Selbst-Reflexionen.
Ich schreibe immer noch Tagebuch, in Kombination mit Bullet-Journal, Junk-Journal und Art-Journal, so wie mir gerade ist.
Dabei entwickelt sich das Tagebuch auch immer mehr zur Gedankenklärung, zur Ideenfindung, ich male auch darin herum, kurz, es hängt eng mit dem “Musenkuss” zusammen, den ich in diesen Blogbeiträgen beschrieben habe.
– Die Muse küsst oft unverhofft
– Kreativität ist manchmal anstrengend
– Von Engeln, Musen und inneren Stimmen
Berufliches Schreiben
Wann habe ich das Schreiben in meinen Beruf integriert?
Ich bin ja von Beginn an Trainerin, erst habe ich Lehrerfortbildung gemacht, dann Seminare für Trainer.
Dafür habe ich natürlich immer Materialien und Skripts erstellt, das habe ich aber nicht als berufliches “Schreiben” wahrgenommen und bewertet.
Mein 1. Buch
Daher fange ich mal mit dem 1. Buch an und wie es dazu kam.
Ich führte damals die Lehrerfortbildungen für hiba durch (Heidelberger Institut Beruf und Arbeit) und die fragten dann irgendwann an, ob ich nicht einen Band schreiben wollte. Es gab auch einen hiba-Verlag.
Zuerst wehrte ich ab: “Ne, das kann ich nicht, ich habe doch keine Ahnung, wie man ein Buch schreibt.” Aber sie ließen nicht locker, zum Glück, also ließ ich mich drauf ein, den 1. Band für den hiba.-Verlag zu schreiben. Ganzheitliches Lehren und Lernen, Band 1 Lerntechniken und -methoden. Wie am unschwer erkennt, war auch gleich noch ein Band 2 geplant, Ganzheitliches Lehren und Lernen Band 2, Unterrichtsmaterialien.

Dabei stellte ich mehreres fest.
- Das Schreiben fiel mir leicht und ging auch schnell. Aber ich schrieb ja auch nur über das, was ich machte! Im 1. Band verriet ich quasi unser Seminarkonzept im 2. Band gab es dann konkrete Beispiele zu verschiedenen Themen, die die Lehrer:innen und Ausbilder:innen dann direkt übernehmen konnten.
- Ich stellte fest, dass mir das Schreiben Spaß macht!
- Und ich erlebte immer wieder, dass mir beim Schreiben selbst noch viele neue Ideen kommen – und das macht noch mal doppelt Freude, so einen kreativen Schub zu erleben.
Und daran hat sich bis heute nichts geändert. Ich schreibe immer über Dinge, die ich mache, die ich erprobt habe – und so konkret, dass die Leser es eben auch für sich anwenden und nutzen können.
Da kommt öfter das Thema auf, ob das nicht leichtsinnig ist, sein ganzes Know How quasi zu verschenken. Ganze Seminarkonzepte zu verraten wie in meinem Buch zu Kreativitätstechniken: Kreative Geister wecken.
Und zu meinem Thema Online-Seminare habe ich auf allen möglichen Kanälen ganz konkrete Methoden-Beschreibungen veröffentlicht und in meinem letzten Buch mit Material und Videos, wo ich auch noch die Erstellung der Online-Methoden zeige.
Kreative und lebendige Live-Online-Seminare.
Für hiba hatte ich dann insgesamt 6 Bände geschrieben, danach wollte ich doch mal einen “richtigen Verlag”, draußen in der freien Welt.
Also recherchierte ich in einem dicken Katalog bei meiner Buchhandlung nach passenden Verlagen und schickte mein Manuskript an Verlage, wo das Thema “Lerntechniken” ins Programm passen würde.
Dicke Fehler, die ich bei der ersten Verlagssuche machte
(und die du vermeiden kannst).
1 – Ich habe zuerst das komplette Buch geschrieben.
Bevor ich überhaupt wusste, ob ein Verlag daran Interesse hat.
→ Normalerweise schreibt man wohl erst ein Exposé und geht damit bei den Verlagen hausieren.
2 – Eine Kopie an einen Verlag geschickt. Dann habe ich den ganzen Schumms kopiert und an einen Verlag von meiner Liste geschickt. Ich hatte 10 Verlage ausgesucht, die ich nun nach und nach beschicken wollte.
3 – Ich habe auf die Antwort gewartet, bis ich den nächsten Verlag angeschrieben habe
Das war der nächste Fehler. So ging natürlich viel Zeit ins Land, wenn ich erst mal die erste Absage abwartete und dann erst das nächste Manuskript losschickte.
→ Daraus ergibt sich:
Gleich alle Verlage anschreiben, die man kontaktieren will. Heute schickt man ja auch keine Papier-Kopien mehr, sondern Dateien.
Vor allem aber solltest du vorher klären, ob der Verlag überhaupt Interesse hat. Also, ein Exposé hinschicken, ca. 2 Wochen warten, dann anrufen und nachfragen. Vorher unbedingt recherchieren, welcher Lektor für dein Thema zuständig ist. Wenn Interesse am Thema ist, Exposé hinschicken. (Das würde jetzt hier zu weit führen, das näher zu beschreiben, was da unbedingt rein muss).
Um die Geschichte meines 1. Buches kurz zu Ende zu erzählen:
Eines Morgens um 8 Uhr klingelte das Telefon. Ein Lektor vom Herder Verlag fragte nach, ob das Manuskript noch frei sei.
Ja, juhuu, nach 8 Absagen kam dann endlich eine Zusage.
Mein Titel: “Lernen mit Lust und Leichtigkeit” wurde vom Verlag geändert in “Leichter lernen mit Spaß”. 2001
Es war nicht der gelungenste Einstieg in die Schreiber-Welt, aber das erste “richtige Buch” wurde auch richtig gefeiert, mit Freunden und allen, die daran mitgewirkt hatten. Eine Freundin hat Karikaturen geliefert, mein damaliger Vermieter indonesische Vokabeln usw.
Das Buch wurde kein Erfolg,
- Es war nicht der richtige Verlag für das Thema , sie haben normalerweise völlig andere Themen
- Das Buch wurde falsch zugeordnet : Ich hatte es für Erwachsene geschrieben, es landete in den Buchhandlungen in der Schülerecke.
So gab es auch nur eine Auflage und wurde dann einen Verlag verkauft, der antiquarisch Bücher herausgibt. Sei’s drum.
Das hat mich aber nicht davon abgehalten, das nächste Buch zu schreiben und auch hier merkwürdige Wege zu beschreiten, um einen Verlag zu finden.
Mein 2. Buch, lustige Verlagssuche und weitere Bücher
Auch hier machte ich noch die Papier-Nummer.
Ich schrieb das Buch komplett. Machte davon eine Kopie (auf Papier) und klebte Fotos rein. Richtige Fotos!!!
Und damit ging ich auf die didacta nach Köln und wollte da einen Verlag suchen. Ich kam ins Gespräch mit Hanspeter Reiter vom GABAL-Verein, der schleppte mich gleich zu Andre Jünger vom GABAL- Verlag. Nach einem kurzen Gespräch kam Ute Flockenhaus dazu und meinte, ja, sie hätten Interesse an dem Buch.
Sie fand mein fertiges Manuskript mit Papierfotos zwar auch eigenartig, aber sie nahm es mit und schaute es sich an.
Das Buch “Kreative Seminarmethoden”, 1. Auflage 2003, ist noch heute auf dem Markt und auch noch total gut und brauchbar. Denn Seminarmethoden werden ja nicht schlecht und sind heute genauso gut einsetzbar wie vor 23 Jahren.
Bei der didacta im Jahr drauf traf ich dann auf Ralf Muskatewitz, Lektor vom Verlag managerSeminare. Der meinte, das Buch “Kreative Seminarmethoden” sei wirklich gut, ob ich auch eins für sie schreiben wollte.
Ach ja, klar.
Ich und kein Exposé
Als ich dann ein Thema vorschlug, meinte er, ich solle zu unserem ersten Gespräch ein Exposé mitbringen. Aha!
Ich kann aber kein Exposé. Schon bei Aufsätzen in der Schule habe ich immer erst nachher, nachdem ich den Aufsatz fertig geschrieben hatte, vorne die Gliederung eingefügt. Nachdem ich gesehen habe, was ich geschrieben hatte.
Aber mit Mind Map ging es dann plötzlich. Damit konnte ich ein Buch vorher planen. Themen, Inhalte, Struktur.
Also marschierte ich mit 2 Mind Maps zum Verlag und hatte zwei Stunden ein spannendes Gespräch mit Ralf Muskatewitz und Jürgen Graf.
Dort schrieb ich dann noch etliche weitere Bücher, auch noch welche bei GABAL, auf Anfrage auch ein Heftchen beim Haufe-Verlag, das dann in jedem Bahnhof stand.
Wenn ich die CD-ROMs vom Jünger Verlag dazu zähle (und da habe ich ja genauso Texte geschrieben) sind es inzwischen 22 Bücher.
Mit-Autorin bei Büchern von Kolleg:innen
Beim Verlag managerSeminare
-Spielbar, Hrsg. Axel Rachow,
-Erzählbar, Hrsg. Hans Hess,
– Gert Schilling, 80 Spiele fürs Live-Online-Training
bei GABAL
– in 2 Bänden von Claudia Grötzebach, (Trainieren mit Herz und Verstand, Spiele und Methoden)
– Beim Bletz Verlag ein ganz besonderes Buch mit 13 anderen bekannten Trainer-Autoren: Abenteuer aus der Trainerhölle. Da war auch das Buch-Schreiben schon ein Abenteuer. Denn wir tauschten uns während der Schreibphase in meiner Online-Akademie in einem Forum aus, lasen gegenseitig unsere Ergüsse und gaben dann Tipps, Ratschläge, Bemerkungen dazu – und diese wiederum wurden auch in dem Buch veröffentlicht. Das fand ich wirklich eine sehr besondere Idee. Zum einen haben wir sehr offen und ehrlich über Pannen und Katastrophen im Seminargeschäft geschrieben, was ja wohl selten geschieht. Und dann eben gemeinsam nach Lösungen gesucht, wie man zukünftig bei solchen Situationen reagieren und handeln kann.
Fachbeiträge und Artikel in Zeitschriften
Ich habe viele Beiträge und Artikel für Zeitschriften geschrieben, auch für Online-Plattformen, die kann ich alle gar nicht mehr zählen.
Auf meiner ersten Webseite hatte ich die alle noch aufgeführt :-), mal sehen, ob ich die noch finde…
Warum das alles?
Da frage ich mich doch gerade selbst: Warum mache ich das alles? Was bringt es mir?
Marketing
Die Idee dahinter ist natürlich, dass Veröffentlichungen Marketing sind. Dass ich durch Fachbücher nicht reich werde, war mir schnell klar. Aber ich würde vielleicht bekannt? Und bekomme dadurch Aufträge? Das ist in der Tat schon bei den hiba-Bänden passiert, aber es hielt sich wirklich in Grenzen. Wahrscheinlich kommen immer mehrere Dinge zusammen, wenn man angefragt wird als Trainerin und die Bücher sind vielleicht ein Mosaikstein.
Aber die vollmundigen Versprechungen vieler aktueller Online-Coaches zum Thema Bücher Schreiben: “Zeige dich als Expertin, indem du ein Buch schreibst – und dann kannst du deine Honorare erhöhen und bekommst mehr Aufträge” kann ich nicht so vollmundig bestätigen.
Meine Mission
Das bedeutet, dass bei mir ein anderes Motiv dahinter stecken muss.
Mein Hauptmotiv ist wohl, dass ich schon früh dachte: “Es ist doch schade, wenn all die vielen tollen Methoden, die ich entwickelt habe oder von anderen kennengelernt und oft bearbeitet habe, bei mir in der Schublade versauern und nur den Teilnehmenden meiner Seminare zugänglich sind. Das sollen doch möglichst viele Lehrer kennen und nutzen können, um ihren Schülern einen spannenderen Unterricht zu ermöglichen, als ich ihn erlitten habe. Und ihnen das Lernen zu erleichtern. Und später eben auf die Trainer bezogen.
Aktuell ist seit einigen Jahren mein fast missionarischer Eifer den Trainern draußen zu zeigen: “Leute, auch Online-Seminare können spannend, lebendig und vor allem interaktiv gestaltet werden! Schaut her, alleine ich habe ca. 300 Methoden in meinen letzten Büchern veröffentlicht. Also hört auf, betreutes Lesen zu praktizieren und langweilige Vorträge zu halten!”
Und so haue ich diese Methoden und Tipps nicht nur in meinen Büchern raus, sondern auch in meinem Newsletter und Blog und auf meinem YouTube-Kanal.
Webseite, Blog und Newsletter seit 2003/2004
Meine 1. Webseite habe ich 2003 ins Netz gestellt und wohl auch ziemlich schnell (2004) mit dem Bloggen angefangen.
Damit einher ging auch der Newsletter, denn der Blog diente mir erstmal nur dazu, Inhalte für den Newsletter zu haben.
Ja, und da schreibe ich nun tatsächlich seit Jahrzehnten wöchentlich einen Newsletter und Blogbeitrag.
Ich wundere mich selber, dass mir immer noch weitere Themen einfallen – und dass es mir immer noch Spaß macht.
Immer wieder mal nehme ich mir auch vor, das Ganze doch mal strategischer anzugehen, um auch darüber mehr Aufträge zu bekommen, aber meist siegt dann doch das Interesse an dem Thema, das mich gerade anspringt.
Zwischendurch dachten wir ja, das Bloggen ist überholt, alle tummeln sich jetzt in den Social Media. Unter Blogbeiträgen gab es kaum noch Kommentare, bei Facebook ganz schnell ganz viele. Das hätte mich verführen können, doch in bin auch ein sehr beharrlicher Mensch.
Ich wusste, das was ich im Blog schreibe, bleibt.
Bei Facebook schießt es durch die Timeline und in 2 Tagen ist es unsichtbar.
Also bloggte ich weiter und mache es immer noch.
Ein Schwank zwischendurch
Was ich komplett vergessen hatte und mir hier beim Schreiben wieder einfällt:
Ich hatte sogar noch mal einen 2. Blog begonnen. Inspiriert durch Blogs, die damals wirklich noch persönliche Tagebücher waren und speziell von einer Frau habe ich den Blog fasziniert gelesen. Lapared (Conni Lubek): “Anleitung zum Entlieben” sie hat nachher sogar ein Buch daraus gemacht, das hatte aber nicht mehr den Pepp.
Jedenfalls wollte ich auch so was ganz persönliches schreiben und habe den “Early Grey” Blog begonnen. Dort wollte ich wohl über das Älter werden schreiben, obwohl ich damals noch jung und knackig war – aus heutiger Sicht:-). Aber schon damals jeden Morgen Earl Grey trank, daher der witzig gemeinte Name.
Der ist aber wohl nie so richtig in Schwung gekommen, ich hatte damals auch noch nicht den leisesten Schimmer von SEO oder sonst was, wie Menschen überhaupt meinen Blog finden könnten. Facebook gabs auch noch nicht. Und es war dann wohl doch auch zu viel, noch einen zweiten Blog aus reinem Spaß an der Freud zu bespielen.
Dorfzeitung
Ebenfalls vergessen hatte ich, dass ich auch mal eine Dorfzeitung herausgegeben und geschrieben habe :-). Ich wohnte 20 Jahre lang in einem 13 Häuser-Dorf.
Aus meinem Bürofenster konnte ich sehen, wer kam und wer ging und scherzhaft meinte ich da eines Tages zu einem Nachbarn, wir könnten ja am Dorfeingang ein schwarzes Brett anbringen, wo jeder einträgt, wohin er geht und woher er kommt.
Minuten später entstand die Idee einer Dorfzeitung.
Mit einer schicken Word-Vorlage bastelte ich die erste Zeitung, Umfang 2 Seiten, in Farbe und mit Fotos, einem Gedicht auf das frisch geborene Nachbarskind, Preisausschreiben und Einladung zu Leserbriefen.
Dann steckte ich die Zeitung in Papierform in die Briefkästen.
Kurz darauf trudelten die ersten Leserbriefe per Mail ein und ich schrieb noch am gleichen Tag die 2. Zeitung.
Insgesamt gab es vier Folgen, die letzte hatte locker 19 Seiten.
Wenn ich sie heute lese, lache ich mich wirklich scheckig, das war total witzig. Sowohl meiner Ergüsse, als auch die Leserzuschriften der Nachbarn inklusive Zeichnungen und Angeboten.

Wie man sieht, habe ich mir damals um ein einheitliches Layout noch keine Gedanken gemacht, sondern wild herumexperimentiert und einfach Spaß gehabt.
Und heute?
Ich habe schon mehrmals gesagt, das war jetzt mein letztes Buch! Habe mich aber noch mal aufgeschwungen, als das mit Online-Seminaren losging. Denn dazu gab es noch nicht viel und ich war ja eine der ersten Online-Trainerinnen. Daher schien es mir sinnvoll, damit auch noch einmal rauszugehen und zu zeigen: “Eh Leute, ich habe auch ganz viele Methoden für Online-Seminare entwickelt und kann euch viele tolle Tipps und Tricks vermitteln.” Daher sind dann noch die letzten beiden Bücher auf den Markt gekommen.

2015: 150 kreative Webinar-Methoden
2023: Kreative und lebendige Live-Online-Seminare.
Ja, und Newsletter und Blog schreibe ich immer noch wöchentlich, Social Media- Beiträge aktuell etwas weniger, da bin ich etwas müde…
Ein Roman?
Was ja auch immer schon seit Jahren in meinem Hinterkopf schwebt, dass ich mal gerne einen Roman schreiben würde. Oder noch lieber einen Krimi, weil ich ständig Krimis lese. Krimi traue ich mir aber nicht zu.
Roman? Da “befürchte” ich, dass das sehr autobiographisch wird. Aber warum nicht? Ich habe wirklich ein ziemlich spannendes Leben gehabt, wohl leider schon total viel vergessen, zum Glück aber eben auch viel aufgeschrieben.
Da müsste ich Kisten von Tagebüchern wälzen, mein Manuskript über meine erste höchste spannende Türkeireise 1983 lesen, wo wir zu zweit quer durch die Türkei gefahren sind und bei Familien gewohnt haben.
Oder meine 10 Reisen in die Sahara mit Beduinen und Kamelen.

Indien und Nepal und meine erste Begegnung mit dem Dalai Lama. Meine verschiedenen Jobs, meine vielen Umzüge – naja, so viele wie Beethoven habe ich zum Glück nicht geschafft, da habe ich mal gelesen, dass er 49 mal umgezogen wäre, und das sicher auch noch mit Klavier!!), meine Begegnungen, meine ganzen kreativen Ausdrücke (Jahrzehnte Musik, Tanz, schreiben, malen), meine 6 Ausbildungen und hunderte von Fortbildungen. Dabei gab es ja immer jede Menge zu erleben, zu erforschen…
Und meine “klassischen” Lebensphasen, die ich durchlaufen habe, gäben sicher auch eine Menge Stoff her:
– 70er Jahre Studentenbewegung, politisch aktiv.
– Dann Frauenbewegung, ebenfalls aktiv.
– Dann Psycho-Szene, da haben wir die wildesten Therapien gemacht. Gestalttherapie, Bionenergetik bis hin zu Holotropem Atmen.
– Schließlich die Eso-Szene, wo ich erst jahrelang Zen-Meditation betrieb und dann wohl Jahrzehntelang Sufi-Meditation.
Ich war immer in irgendwelchen Gruppen, ob Singekreise, Chöre, Theatergruppen, und dann die ganzen oben aufgeführten Bewegungen. Also – langweilig war es in meinem Leben wohl nie – es gäbe genug zu erzählen.
Aber ob ich da jemals zu komme? Und ob das überhaupt irgendeine Socke interessiert?
Denn einen Roman kann ich nicht so “nebenher” schreiben wie meine bisherigen Fachbücher. Da habe ich mir zwar auch immer einige Wochen am Stück Zeit genommen, aber die einzelnen Methoden-Beschreibungen konnte ich auch häppchenweise schreiben. Das ist eine ganz andere Schreibweise.
Also von daher… Ende offen.
Und nun habe ich wieder ganz schön viel geschrieben hier…
Was für eine Lebensreise und was für ein starker roter Faden das Schreiben darin ist, liebe Zamyat.
Hat dein Tag eigentlich mehr als 24 Stunden? Ich bin beeindruckt, wie du über Jahrzehnte mit so viel Neugier, Kreativität und Schaffenskraft durchs Leben gehst. Mich zieht es beim Lesen richtig rein, wie du hier so offen an deinen persönlichen und beruflichen Stationen teilhaben lässt. Für mich als Leserin ein Wechsel zwischen Staunen, Gänsehaut und Nachdenken.
Die Dorfzeitung und die Leserzuschriften der Nachbarn – köstlich. Seit Jahrzehnten wöchentlich ein Newsletter und ein Blogbeitrag? Das ist der Knaller. Und dann noch der Schwank zu Early Grey, prust.
Heute über 20 Bücher und dazu all die Online-Methoden, mit denen du andere inspirierst und bereicherst. Hut ab.
Ich freue mich riesig, dass du die Einladung zur Blogparade #WasWarumSchreiben angenommen hast und diesen fast biografischen Beitrag mit uns teilst.
Das ist jetzt ein langer Kommentar geworden. Und dabei ist es die Kurzfassung.
Herzliche Grüße
Inge
Ein langer Kommentar für einen langen Beitrag, das passt doch :-).
Mein Tag hat inzwischen nur noch sehr wenige Stunden :-), weil ich tatsächlich gerade übe, weniger zu machen und öfter Pausen einzubauen. Fürs Lesen und Schreiben :-).
Danke für die Offenheit. Was ich spannend finde: obwohl ich auch schon mein zweites Buch, verschiedene Artikel und Beiträge veröffentlicht habe und seit 2006 blogge würden mir nie die Worte: Schreiben fällt mir leicht über die Lippen kommen. Zumindest nicht das reflektierte Schreiben. Wahrscheinlich bin ich da viel zu verkopft.
Hallo Bernhard,
spontan fällt mir dazu ein. Probiere doch mal, jeden Tag 5 Minuten einfach drauf los zu schreiben, ohne bewusstes Thema und ohne die Absicht, das irgendwo zu veröffentlichen. Am besten gleich morgens, damit mache ich nämlich immer wieder verblüffende Erfahrungen. Denn beim Schreiben werden mir plötzlich Dinge klar oder es kommen Ideen oder ich schreibe auch nur 5 Minuten vor mich hin…
Wenn du weißt, dass es niemand zu sehen bekommt, fällt es vielleicht schon mal leichter.
Einfach als Experiment.
Es gibt ähnliche Tipps auch von Julia Cameron – 10 Minuten Morgenseiten schreiben oder von Vera F. Birkenbihl, die es mehr als Müllentsorgung von schrägen Gedanken ansah.
Aber egal wie, einfach mal so drauf los schreiben, morgens oder abends, lässt dich vielleicht neue Erfahrungen machen und das „Verkopfte“ vielleicht kurz zur Seite schieben.